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Welche Feiertage hat Brasilien? Ein Überblick über die Feste & Traditionen

06.08.2018
Kinder feiern Straßenkarneval in Salvador

Viel Anlass zum Feiern

Brasilianer feiern gerne und haben überdurchschnittlich viele Feiertage in ihrem Kalender vermerkt. Da das Land katholisch geprägt ist, werden dem Brasilien Urlauber die Feiertage Ostern, Fronleichnam, Allerseelen, Weihnachten und Neujahr bekannt vorkommen. Darüber hinaus gibt es aber auch die brasilianischen Nationalfeiertage und Feste, die wir Ihnen gleich vorstellen möchten.
Zusätzlich hat jeder Bundesstaat zwischen ein und vier eigene Feiertage, sei es aus geschichtlichem, religiösem oder politischem Anlass. Auch Kommunen und Städte begehen etwa ihr Gründungsdatum. All diese Feiertage sind freie Arbeitstage, entweder landesweit, bundesstaatlich oder kommunal.

Carnaval

Beginnen wir mit der größten Party Brasiliens. Bereits im 17. Jahrhundert brachten die europäischen Einwanderer den carnaval in das südamerikanische Land. Doch erst im 20. Jahrhundert entwickelten sich die berühmten Samba-Paraden. Der Karneval findet alljährlich 47 Tage vor Ostern statt und wird über drei Tage gefeiert. Der freie Arbeitstag fällt immer auf einen Dienstag.
An Karneval verkleiden sich viele Menschen. Kostümiert geht man zum Tanz oder schließt sich einem der zahlreichen Straßenumzüge an. Einen weltweiten Bekanntheitsgrad genießen die Paraden der Sambaschulen im Sambodrom von Rio de Janeiro. Auch in den Bundesstaaten Pernambuco, Bahia und São Paulo choreografieren die Karnevalisten jedes Jahr pompöse Prozessionen. Pernambucos Hauptstadt Recife ist gar die Heimat des weltgrößten Karnevalsblocks mit dem eindrucksvollen Namen „Galo da Madrugada“ („Hahn der Morgenröte“).

Tiradentes

Der Nationalheld Joaquim José da Silva Xavier wird stets am 21. April geehrt. Sein Rufname Tiradentes („Zähnezieher“) leitet sich ab von seinem Beruf: Xavier war Zahnarzt. Nebenbei betätigte er sich als Händler, Bergarbeiter und Militär. Ruhm erlangte er jedoch mit seinem Kampf für die Unabhängigkeit des Bundesstaates Minas Gerais von den portugiesischen Kolonialherren. Tiradentes beteiligte sich an einem revolutionären Aufstand und wurde von den Portugiesen zum Tode verurteilt. Am 21. April 1792 wurde das Urteil vollstreckt und der Freiheitskämpfer starb als Märtyrer.
Es sollte jedoch fast einhundert Jahre dauern, bis Tiradentes öffentliche Anerkennung erfuhr. Kurz nach Ausruf der brasilianischen Republik 1889 bestimmte die neue Regierung seinen Todestag zu einem Nationalfeiertag.

Festa Junina

Im Mai und Juni werden in ganz Brasilien die festas juninas („Junifeste“) gefeiert. Der Brauch stammt aus dem europäischen Mittelalter und wurde von den Portugiesen auch in der weit entfernten Kolonie eingeführt. Ursprünglich gedachten die Menschen in Europa damit dem Sommeranfang und dankten ihren Göttern der Natur und Fruchtbarkeit. Die katholische Kirche nutzte die populären Volksfeste, um die Bevölkerung stärker an sich zu binden. So huldigt man in Brasilien den Heiligen Antônio, João und Pedro. Die brasilianischen Junifeste wurden zudem beeinflusst durch die Kultur der afrikanische Sklaven und der Indigenen, weshalb sie in jeder Region einen eigenen Charakter haben. Besonders ausgiebig wird im Nordosten Brasiliens zelebriert.
Gemeinhin werden auf den festas juninas allerlei Leckereien aus Mais angeboten. Darunter Popcorn, Maiskuchen oder canjica – eine Art Milchreis aus Maiskörnern. Dazu wird gerne Glühwein getrunken. Man tanzt Quadrillen und zieht sich traditionelle bäuerliche Kleidung an. Karierte Hemden, Jeanshosen, lange Röcke sowie Cowboyhüte und Stiefel gehören zu jedem Junifest dazu. Ebenso wie Lagerfeuer und Jahrmarktsspiele für jung und alt.

Der brasilianische Unabhängigkeitstag

Am 7. September 1822 stieß der damalige Prinzregent Dom Pedro den so genannten Schrei von Ipiranga aus: „Unabhängigkeit oder Tod!“. Wo sich heute die Metropole São Paulo ausbreitet, am Ufer des Flusses Ipiranga, begann damit symbolisch die Loslösung Brasiliens von Portugal. Das Land wurde zu einer eigenständigen Monarchie. Zuvor hatte sich der portugiesische Kronprinz Pedro aus Angst vor den Revolutionen in Europa zur Flucht nach Brasilien entschlossen. Obwohl es auch dort zahlreiche Problemfelder für ihn gab – Sklaverei, überholte Privilegien des Bürgertums, Gebietskämpfe – sagte sich Dom Pedro von seinem Vater, dem König von Portugal los. Als erster Kaiser Brasiliens führte er das Land in die Unabhängigkeit.
Jedes Jahr am 7. September gedenken die Brasilianer diesem bedeutsamen geschichtlichen Ereignis und zahlreiche Schulen sowie das Militär halten festliche Paraden ab.

Nossa Senhora Aparecida

Jeden 12. Oktober widmen die Brasilianer Nossa Senhora Aparecida, der wichtigsten Heiligen ihres Landes. Ein eigens errichteter Heiligenschrein in São Paulo ist besonders an diesem Tag das Ziel vieler Pilger.
Der Legende nach zogen im Jahr 1717 einige Fischer aus, um einen guten Fang für den Grafen von Assumar zu machen. Ihre Netze blieben jedoch leer, bis der Fischer João Alves ein Abbild der Heiligen Jungfrau aus dem Wasser zog, welches er sorgsam in einen Mantel wickelte. Danach waren seine Netze reich gefüllt mit Fischen. Siebzehn Jahre später wurde die erste Kapelle zu Ehren der Jungfrau errichtet. Als Prinzessin Isabel von Portugal zum zweiten Mal nach Brasilien kam, schenkte sie der Heiligen einen blauen Mantel und eine diamantbesetzte Krone. Beides ist bis heute ein Wahrzeichen der Nossa Senhora da Conceição Aparecida.
1930 ernannte Papst Pius sie zur Königin und Schutzpatronin Brasiliens und fünfzig Jahre später wurde der 12. Oktober zum offiziellen Feiertag bestimmt. Nicht von ungefähr feiert man am selben Tag auch den Weltkindertag.

Ausrufung der Republik

Am 15. November 1889 wurde die Monarchie offiziell abgeschafft und durch die Regierungsform der Republik ersetzt. In Rio de Janeiro, damals brasilianische Hauptstadt, verkündete eine Gruppe Militärs die Absetzung des Kaisers und rief die Republik aus. Der Marschall Deodoro da Fonseca erklärte sich zum ersten Präsidenten Brasiliens. Laut neuer Verfassung durften die Menschen nun ihre regierenden Politiker direkt wählen. Bis dahin war Brasilien das einzige Land Amerikas, das zwar unabhängig aber noch eine Monarchie war.
Ideengeber für die Militärs war der Krieg von Paraguay, in dem sie alternative Regierungsformen zur Monarchie kennenlernten. Letztlich führten mehrere Faktoren zur republikanischen Unabhängigkeitsbewegung: die absolute Abhängigkeit des Militärs vom Willen des Monarchen, eine aufstrebende brasilianische Mittelschicht, die aktiv am politischen Leben teilnehmen wollte, die große Unzufriedenheit der Kirche, welche ebenfalls unter dem übermächtigen Einfluss des Kaisers litt, und die Abschaffung der Sklaverei. Da die Sklavenhalter keine Entschädigung für den Verlust ihrer Sklaven bekamen, gingen auch sie gegen die Monarchie auf die Barrikaden.
Heutzutage wird der 15. November besonders in den Schulen festlich gestaltet. Ob bei Theaterstücken, Paraden oder Frage-Antwort-Spielen, die Schüler beschäftigen sich intensiv mit den Themen Demokratie und Republik.

Wie eingangs erwähnt, lieben die Brasilianer ihre Feste. Beinahe jeder Berufsgruppe und Aktivität ist ein Tag des Jahres gewidmet. Ob dem Schwiegervater, dem Wasser, dem Kuss, den Büroangestellten… Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. So findet sich bestimmt auch für Sie während Ihrer Brasilien Reise genug Grund zum Feiern.

Quelle: www.todamateria.com.br

Quelle: Aventura do Brasil