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Brasilien: Alte Klischees durch neue Sicht auf die deutsche Kultur ersetzten

15.05.2013
Häuser im deutschen Stil in Brasilien

Im Jahr 1824 kamen die ersten deutschen Auswanderer in Porto Alegre, im Süden Brasiliens an und gründeten die erste Deutsche Kolonie, mit dem Namen Sao Leopoldo. Sie nahmen damit Bezug auf die Deutsche Erzherzogin Leopoldine, aus dem Hause Habsburg, welche nach ihrer Heirat mit dem späteren brasilianischen Kaiser Pedro I, die ersten Siedler aus Deutschland nach Brasilien holte.

Noch heute kann man in Städten wie Blumenau, Novo Hamburgo oder eben Sao Leopoldo erleben, wie man in manchen Teilen Deutschlands vor ca.100 Jahren gelebt hat. Hier werden alte Bräuche und Kulturen aufrecht erhalten, die bei vielen anderen Brasilianern ein Deutschlandbild darstellen, welches häufig von überlieferten Erinnerungen an die Heimat der Vorfahren und von veralteten Klischees geprägt ist.

Die deutsch-brasilianische Symbiose beschäftigt Kulturwissenschaftler und Historiker gleichermaßen. Der Leiter des Martius-Staden-Institut in São Paulo, Eckhard Kupfer wirbt für ein neues, "aufpoliertes" Deutschlandbild. Er initiierte eine Wanderausstellung über den Naturforscher Fritz Müller, welcher Mitte des 19. Jahrhunderts ebenfalls nach Brasilien auswanderte und mit seinen Beobachtungen einen sehr wichtigen Beitrag zu Darwins Evolutionstheorie leistete. Kupfer sagt, "Jeder kennt Darwin, aber nur wenige kennen Fritz Müller". Der deutsche Naturforscher stand 16 Jahre lang mit Darwin in engem Briefkontakt und unterrichtete ihn regelmäßig über seine Beobachtungen in der teils noch unberührten Natur Brasiliens. Charles Darwin nannte ihn später einmal den "Fürst der Beobachter".

Auch die Deutsche Sprache liegt wieder voll im Trend. Das Goethe Institut in Porto Alegre verzeichnet immer mehr Zulauf bei den Deutschkursen. Viele der jungen Brasilianer verfügen bereits über Vorkenntnisse und möchten diese, vom hiesigen althergebrachten Dialekt, in ein reines Hochdeutsch verwandeln, denn sie möchten gerne auch im "echten Deutschland" verstanden werden. Goethe-Institut Direktor Reinhard Sauer lebt seit 18 Jahren in Brasilien. Sein Ziel ist es, das veraltete Deutschlandbild in Brasilien zu vertreiben. Statt die bayerische Oktoberfestkultur oder das Schloss von Märchenkönig Ludwig II. am Herrenchiemsee zu thematisieren, will er im Goethe-Institut mehr auf die geistige Auseinandersetzung mit deutschen Philosophen setzten.

Es bestehe immer mehr Interesse an Veranstaltungen zu den klassischen deutschen Philosophen, wie Kant, Hegel, Schopenhauer, Nietzsche und Heidegger oder gar zu den zeitgemäßen, wie Peter Sloterdijk. Der deutsche Dramatiker Berthold Brecht hat einen großen Einfluss auf brasilianische Theatermacher und kaum jemand, der mit Tanz in Brasilien zu tun hat, kennt nicht den Namen Pina Bausch und das Tanztheater Wuppertal. Deutsche Kultur ist aus dem Brasilianischen Alltag kaum noch wegzudenken. Sei es deutsche Märchen, klassische Musik, die aktuelle Elektronikmusik, Literatur oder Kino.

Quelle: dw.de

Quelle: Aventura do Brasil