Ein Realität gewordenes Disneyland?

Rios Zoo bekommt ein neues Gesicht
Schon bald wird eine Brasilien Reise noch aufregender. Um sich im Jurassic Park zu befinden, muss man nicht mehr ins Kino gehen, sondern braucht nur noch dem Zoo von Rio de Janeiro einen Besuch abzustatten. Der älteste Zoologische Garten Brasiliens wird generalüberholt. Exotische Tiere und ungezähmte Natur, die wichtigsten Attribute des Landes, bekommen dort eine neue Bühne.
Seit 1888 besteht der „Jardim Zoologico da Cidade do Rio de Janeiro“. Er liegt im Viertel Sao Cristovao und ist Heimat von ungefähr dreitausend verschiedenen Tierarten. Bereits seit Anfang 2015 wird die Umgestaltung in Angriff genommen. Bis Ende des Jahres soll über eine öffentliche Ausschreibung ein Privatbetreiber für den bis dato staatlich geführten Tierpark gefunden werden. Die Präfektur von Rio lässt verlauten, dass Vorschläge bis Ende Oktober eingereicht werden können. Der erfolgreiche Bewerber verpflichtet sich, 60 Millionen Reais (circa vierzehn Millionen Euro) zu investieren und innerhalb von zwei Jahren die Modernisierungsarbeiten abzuschließen. Die Verwaltung der Anlage bleibt für fünfunddreißig Jahre in der Hand des Gewinners mit Option auf Verlängerung. In einem offiziellen Verfahren wurden die technischen und finanziellen Rahmenbedingungen von Experten analysiert und festgelegt. Der erste Schritt, um den Jardim Zoologico von der öffentlichen in die private Hand zu übergeben.
Die Gesellschaft Cataratas do Iguacu S.A. (Aktiengesellschaft) wird als Favorit unter den Antragstellern gehandelt. Sie verwaltet aktuell den Nationalpark der gleichnamigen Wasserfälle, ebenso wie den Meeresnationalpark Fernando de Noronha und das Aquarium AquaRio, das 2016 eröffnet werden soll. Das Modell der AG sieht wie folgt aus: Die Zoobesucher betreten zunächst einen Platz, wo Restaurants und Geschäfte angesiedelt sind. Von dort können sie einen der sechs thematischen Wege wählen:
- Primaten
- Vögel
- Reptilien, Amphibien und Insekten
- Raubkatzen
- Bären
- Savanne
Die Tiere befinden sich nicht in Käfigen, sondern haben großflächige Gehege. Die Abtrennung vom Publikum erfolgt durch Glasscheiben. In der Savanne soll ein künstlich angelegter Fluss das Gelände der in Afrika beheimateten Tierarten, wie Elefanten, Giraffen oder Löwen, abgrenzen. Die Zoogänger fahren in Booten an den Betrachtungsobjekten vorbei. Im Reptilienbereich soll man in einer Schutzkapsel zu den Alligatoren und Krokodilen abtauchen können. Eine Seilrutsche, eine Gondelbahn und ein 3D Kino vervollständigen die Liste der geplanten Attraktionen.
Der Staat Rio übt eine Aufsichtsfunktion aus und wird unter anderem Funktionäre des neuen Zoos ernennen. Proportional zum steigenden Unterhaltungswert des Freizeitparks soll das Eintrittsgeld ansteigen. Die Fläche des neuen Geländes wird hundertzwanzig Millionen Quadratmeter umfassen. Ein Teil davon ist nur für die tierischen Bewohner vorgesehen und wird dem Publikum nicht zugänglich sein. Ziel ist es, die Besucherzahl in fünfunddreißig Jahren zu verdoppeln.
Ein besonderes Augenmerk legt die brasilianische Öffentlichkeit auf die Neugestaltung des Zoos seit eine Reportage den schlechten Gesundheitszustand einiger Tiere offenbart hat. Der staatliche Verwalter Fundacao RioZoo dementiert und erklärt, der Schutz der Wildtiere sei gewährleistet. Die Kritik mag also Anstoß und Chance zur Besserung sein. Wichtig ist es, eine Balance zwischen touristischen Interessen und dem Wohlbefinden der Tiere zu finden. Die Zeit wird zeigen, ob wachsende Besucherzahlen die Investition rechtfertigen. Denn auch abseits dieses Disneyland Projektes hat Brasilien viel Action zu bieten. Trekking Fans kommen auf ihre Kosten, genau wie aktive Entdecker. Rio und Umgebung eröffnen dem Brasilien Urlauber außerhalb des Zoos ebenso spannende Eindrücke der Tier- und Pflanzenwelt. Jeder entscheide am besten nach persönlichem Geschmack.
Quelle: extra.globo.com