Filme aus Brasilien

Caipirinha, Copacabana, Cinema
Eine gute Vorbereitung für eine Brasilien Reise kann auch darin bestehen, sich bewegende Filme aus dem größten Land Südamerikas anzuschauen. Denn wie die Fußballer die Ballbeherrschung zur Kunstform erheben, zeigen auch die hiesigen Filmemacher eine große Virtuosität. Das brasilianische Kino präsentiert sich mit Themen, die uns ergreifen und erschüttern, da sie eine Welt abbilden, dessen Problematik wir in Europa so nicht kennen. Im brasilianischen Alltag leider oft Realität, ist auch Gewalt und Armut in vielen Filmen allgegenwärtig. Trotzdem zeichnen sich die Werke durch etwas Versöhnliches aus, denn Humor und Liebe spielen meist eine Rolle. Genau dieser Cocktail an Emotionen und sozialen Missständen war es, der 2002 „Cidade de Deus“ (Die Stadt Gottes) zum Welterfolg machte. Das Brasiliens Filmlandschaft weit mehr zu bieten hat, zeigen Euch folgende Meisterwerke, die jeder Brasilien Fan einmal gesehen haben sollte.
„Central do Brasil“ von Regisseur Walter Salles aus dem Jahre 1998 ist ein Klassiker hierzulande. Er hat nicht nur den Goldenen Bären gewonnen, sondern war auch für einen Oscar nominiert. Das Machwerk erzählt die Geschichte von Dora (Fernanda Montenegro), die seit ihrer Rente am Zentralbahnhof von Rio de Janeiro Briefe für Analphabeten aufsetzt. Vor ihrem kleinen Tisch spielen sich täglich Lebensschicksale im Zeitraffer ab. Wildfremde Menschen öffnen ihr ihre Herzen und Seelen. Was aber die meisten Leute nicht wissen ist, dass Dora mit den Jahren verbittert geworden ist und die Briefe oft nicht absendet. Bis eines Tages eine ihrer Kundinnen vor ihren Augen bei einem Busunfall ums Leben kommt und sie sich des verwaisten Sohnes Josue (Vinivius de Oliveira) annimmt. Der neunjährige Junge ist auf der Suche nach seinem Vater, der im Norden des Landes leben soll. Feinfühliges Kino aus Brasilien, in dem zwei einsame Seelen sich auf eine große und ungewisse Reise quer durchs Land begeben. Was diesen Streifen zu einer echten Perle macht, ist die großartige Performance von Fernanda Montenegro, welche man so schnell nicht vergessen wird.
Ein völlig anderes Genre ist „Ein Sommer mit Mama“, der letztes Jahr auf der Berlinale und dem Sundance Film Festival das Publikum begeisterte. In dieser Komödie erzählt die Regisseurin Anna Muylaert subtil und dabei sehr amüsant die Geschichte von Val (Regina Case), einer Haushälterin, die seit vielen Jahren bei einer wohlhabenden Familie in Sao Paulo arbeitet. Obwohl ihr immer wieder gesagt wird, dass sie längst zur Familie gehöre, hält sich Val stets an die von ihr verinnerlichten Regeln und akzeptiert die herrschenden Klassenverhältnisse. So ist es für sie völlig normal, für den Sohn des Hauses wie eine zweite Mutter zu sein, aber nicht einmal den Swimming Pool benutzen zu dürfen. Ihre eigene Tochter Jessica (Camila Mardila), die sie in der weit entfernten Provinz zurücklassen musste, hat Val dagegen schon seit zehn Jahren nicht mehr gesehen. Als Jessica nun zu Besuch kommt, um sich an der Uni zu bewerben, gerät Val nicht nur vor Freude aus dem Häuschen, sondern auch das strenge Machtgefüge im Haus gehörig ins Wanken. Der Film ist eine satirische Auseinandersetzung mit der ernsten Situation in Brasiliens Großstädten, in denen die Schere zwischen Arm und Reich weit auseinander geht. Er macht Hoffnung auf einen Wandel dieser festen Klassenstrukturen.
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Weitere empfehlenswerte Werke sind:[/b]
- Onibus 174
- Carandiru
- Mata Mata – Spiel des Lebens
- O homem que copiava (Der Mann, der kopierte)
- Meu nome nao e Johnny (Mein Name ist nicht Johnny)
- Birdwatchers – Das Land der roten Menschen
Mit dieser kleinen Filmauswahl könnt Ihr das Fernweh bis zum nächsten Brasilien Urlaub überbrücken und Euch einen Einblick in den brasilianischen Alltag verschaffen.
Quelle: Moritz