Theaterstück über Deutsche in Brasilien

Auch in Brasilien sind die Deutschen. Mittlerweile in der sechsten Generation finden sich im Süden von Brasilien viele Deutsche, deren Ahnen sich vor ca. 150 Jahren hier niederließen, um das Land urbar zu machen.
Die deutsche Theaterfrau Karin Beier suchte für ihren Einstand als Intendantin am Hamburger Schauspielhaus nach multinationalem Stoff und wurde fündig, als sie auf den "Colonisations-Verein von 1849 in Hamburg" stieß. Dieser Verein warb Mitte des neunzehnten Jahrhunderts deutsche Siedler für das Gebiet im brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina an. Die zukünftige Hamburger Intendantin reiste nach Brasilien und hatte in kurzer Zeit Unmengen an Material von stundenlangen Gesprächen und Aufzeichnungen von Nachfahren deutscher Einwanderer, die sehr deutsch geblieben sind.
Hier sind es aber nicht die Türken, die sich mit der deutschen Gründlichkeit schwertun, um sich zu integrieren, sondern Brasilianer, die sagen, sie seien Deutsche, und die sich auch nach sechs Generationen noch nicht einer fremden Umwelt ganz angepasst haben. Und die eben so gründlich, perfektionistisch und fleißig sind, wie es eben Deutsche sein sollen oder sich einbilden, es zu sein.
Karin Beier ist während ihrer vom Goethe-Institut unterstützten, Recherchereise fasziniert und gleichzeitig auch schockiert. Das von ihr inszenierte Stück soll zunächst „Pfeffersäcke im Zuckerland“ heißen, aber nach den Erfahrungen der Reise bekam es nur noch den Titel „Brasilien. 13 Kisten“. Dazu wurde ein Bühnenbild geschaffen, dass einer musealen Schaukastenlandschaft gleicht und in der die Welt der Deutschen in Brasilien als skurriles Panoptikum vorgeführt wird.
Quelle: faz.net