Geschichte: Ein etwas anderes Brasilien
Schönes Santa Catarina
Während der ersten zwei Jahrhunderte der brasilianischen Kolonialgeschichte lag Santa Catarina am Rande der Ereignisse. In dieser Zeit lebten im heutigen Santa Catarina vorwiegend Indios und nur einige Abenteurer, Seeleute und Militär hielten sich vorübergehend hier auf. Im Laufe des 17. Jahrhunderts gründeten Abenteurer und Eroberer aus São Paulo, die sogenannten Bandeirantes, drei Ortschaften - São Francisco do Sul, Desterro (das heutige Florianópolis, und Santo Antônio de Laguna) - und mit ihnen kamen auch die ersten Schwarzen. Aber die Besiedelung des Landstrichs begann erst hundert Jahre später, als ab 1748 die Einwanderer von den Azoreninseln ankamen.
Die Azorianer ließen sich an der Küste nieder. Das Landesinnere wurde ab dem 19. Jahrhundert - durch nacheinander folgende Wellen - europäischer Einwanderer besiedelt. Deutsche, Italiener, Polen, Ukrainer, Norweger und andere mußten gegen die wilde Natur kämpfen, ihren Lebensunterhalt mit ihrer Landwirtschaft bestreiten und entwickelten dabei starken Unternehmungsgeist. Im 20.Jahrhundert kamen neben weiteren europäischen Volksgruppen auch asiatisch- und arabischstämmig Personen, die zusammen mit Brasilianern aus anderen Regionen ihre Träume und Hoffnungen in Santa Catarina zu verwirklichen wünschten. Aufgrund der spezifischen Einwanderungssituation ist in Santa Catarina die ethnische Zusammensetzung vielfältiger als in anderen Bundesstaaten des Landes - der kulturelle Reichtum dieses ethnischen Amalgams überrascht einen immer wieder!
Die Europäer
Es war gegen Ende des Ersten Imperiums unter Dom Pedro I., dass sich im ganzen Land Brasilien eine grosse Kolonisationsbewegung einleitete. Die Provinz Santa Catarina war eine der Regionen, in welcher sie die vielversprechendsten Resultate erzielte - sei es durch offizielle Initiative oder durch private.
Durch staatliche Initiative wurden gegründet:
- São Pedro de Alcântara - von Deutschen (1829),
- Itajaí - von verschiedenen Nationalitäten (1836),
- Piedade - von Deutschen (1847),
- Santa Isabel - von Deutschen (1847),
- Santa Teresa - von landwirtschaftlich ausgebildeten Soldaten (1854),
- Teresópolis - von Deutschen (1860),
- Brusque - von Deutschen (1860),
- Angelina - von verschiedenen Nationalitäten (1862), Azambuja - von Italienern (1877),
- Luis Alves - von verschiedenen Nationalitäten (1877).
Aus privater Initiative wurden gegründet:
- Nova Itália - von Italienern (1836),
- Flor da Silva - von verschiedenen Nationalitäten (1844),
- Belga - von Belgiern (1845),
- Blumenau - von Deutschen (1850),
- Dona Francisca - von Deutschen (1851), später genannt Joinville,
- Leopoldina - von Brasilianern, Belgiern und Deutschen (1853),
- Príncipe Dom Pedro - von Iren und Amerikanern (1860) und
- Grão-Pará - von Italienern, Spaniern, Russen, Polen, Franzosen, Engländern und Holländern (1882).
Besondere Erwähnung verdient die Colônia do Saí (1842), in der Baía de Babitonga, von der aus ein gewisser Fourier den misslungenen Versuch machte, seine kommunistischen Ideen im Land zu verbreiten. Aus allen diesen Siedlungen entstanden später neue, so dass das Territorium von Santa Catarina sich mit einem Netz von Kolonien überzog, aus dem dann Dörfer und Städte entstanden sind.
Wirtschaftliche Entwicklung
Unter allen Bundesstaaten Brasiliens ist der kleine Staat Santa Catarina der einzige, dessen Reichtümer, besonders in Bezug auf seine Bodenflächen, offensichtlich gerechter aufgeteilt worden sind als anderswo. Besonders in der Ebene sind es kleinere Grundstücke, die mehr Menschen zugute kommen - auf der Hochebene, mit ihrem Weideland für die Rinder, sind die Flächen etwas grösser, weil das Vieh grössere Weiden beansprucht.
Die wirtschaftliche Entwicklung des kleinen Bundesstaates seit 1930 war Aufsehen erregend. Vor allem seine natürlichen Ressourcen - wie die Kohle in den Distrikten Araranguá, Criciúma, Uruçanga und Orleães - die pflanzlichen Essenzen, besonders die der Pinie, in Canoinhas, Curitibanos, Bom Retiro, Lages und São Joaquim - und schliesslich der Mate-Tee, in Canoinhas, Porto União, Curitibanos, Joaçaba und Chapecó - wurden in Santa Catarina nicht nur gefördert, sondern auch gleich weiterverarbeitet.
In den Tälern und an den Ufern der Flüsse Araranguá, Tubarão, Itajaí und Tijucas, sowie an den Nebenflüssen des Rio Paraná und des Rio Uruguay schlossen sich arbeitsame Menschen in Siedlungen zusammen, von denen die meisten sich inzwischen zu Städten entwickelt haben. Im Tal des Rio Itajaí (Städte Blumenau und Brusque) und in der Stadt Joinville, entwickelten sich die verschiedensten Industrien - allen voran die Textilindustrie. Im Westen hat sich die Fleischverarbeitung stark entwickelt, besonders in Nachbarschaft mit den Schweinzüchtern, deren Produktion zu den grössten Brasiliens gehört. In derselben Gegend ist der Weizenanbau ein relevanter Faktor geworden, mit den entsprechenden Mühlen gleich in der Nachbarschaft. Im Süden, neben der Kohleförderung, deren Produktion in den Häfen Laguna und Imbituba zur Ausfuhr kommt, hat sich vor allem die Produktion von Maniok zu einem ernstzunehmenden Wirtschaftsfaktor entwickelt. Alles in allem beschäftigt immer noch die Landwirtschaft in den vielen Kleinbetrieben die meisten Menschen in Santa Catarina.
Santa Catarina hat den Riesenstaat São Paulo als grösster Kaffee-Produzent Brasiliens abgehängt! Produkte, für die Santa Catarina ebenfalls als vorbildlicher Produzent steht sind: Mais, Soja, Reis und Tabak. Rebstöcke, obwohl noch in beschiedener Menge, wachsen im Süden entlang der Eisenbahnlinie Estrada de Ferro São Paulo - Rio Grande.
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