O`zapft is… in Brasilien

Bratwurst, Bier und braungebrannte Brasilianer
In diesen Tagen ist es geradezu unmöglich, die einschlägigen sozialen Netzwerke oder Nachrichten zu verfolgen, ohne dabei auf massenhaft Bilder, Posts und Beiträge zum Oktoberfest in München zu stoßen. Brasilien Reisende, die gerade im Urlaub sind, mögen denken, dass sie weit weg sind von der bayerischen Tradition - doch weit gefehlt. Bayern und Brasilien, das ist in Blumenau bald wieder ziemlich nah. Wer Blumenau hört, denkt vielleicht zuerst an den Münchner Stadtteil oder einen anderen Ort in Deutschland. Tatsächlich gibt es aber auch ein Blumenau im Bundesstaat Santa Catarina in Brasilien.
In der 1850 von deutschen Einwanderern gegründeten Großstadt in Südbrasilien findet jedes Jahr das zweitgrößte Oktoberfest der Welt statt, nach dem Münchner Original. Ein Ereignis, dass nicht nur Urlauber aus aller Welt, sondern auch viele Brasilianer anzieht. Allen, die also in böser Erwartung waren, dass sie Bier und Blasmusik dieses Jahr an den Nagel hängen können, weil die Frau den Jahresurlaub im exotischen Brasilien verbringen möchte, sei hier Entwarnung gegeben – dieser Ehekrach ist vermeidbar. Bratwurst und Brasilien lassen sich von 08. – 26. Oktober 2014 beim Oktoberfest in Blumenau ganz wunderbar verbinden.
Die brasilianische Wiesn findet seit 1984 statt und ist, nach dem Karneval in Rio de Janeiro, inzwischen das zweitgrößte Volksfest des Landes. Die Feierlichkeiten finden im „Vila Germanica Park“ statt und dauern 18 Tage. Jährlich kommen um die 600.000 Besucher, die im Jahr 2012 ganze 650.000 Liter Bier vernichtet haben. Von den ca. 30 Blaskapellen, die auf der brasilianischen Wiesn spielen, werden einige extra aus Bayern eingeflogen. In Blumenau findet der deutsche Urlauber alles, was er aus seinem Heimatland kennt. Die Reisenden steigen im „Hotel Hermann“ oder im „Blumenhof“ ab. Zu Essen gibt es deutsche Hausmannskost im Restaurant „Frohsinn“ oder dem „Abendbrothaus“. Es gibt Schützenvereine und Volkstanzgruppen. Und trotzdem findet man hier eine ausgeprägte brasilianische Identität. Zwar gibt es in Blumenau verhältnismäßig viele blonde und helläugige Menschen, gesprochen wird trotzdem meist Portugiesisch. Nur ca. 20 Prozent der Einheimischen sprechen deutsch. Den Einwohnern der Stadt gelingt es offensichtlich gut, die alten Traditionen ihrer Vorfahren zu wahren und sich gleichzeitig in die brasilianische Kultur zu integrieren. Alles wirkt sonderbar vertraut und gleichzeitig neu und unbekannt. Eine interessante Mischung, die auch außerhalb des Oktoberfests viele Reisende nach Blumenau zieht.
Die Gründung des Oktoberfests in Blumenau hatte ganz praktische Gründe. Die Stadtkasse war leer und es gab einen großen Bedarf an Finanzmitteln für die notwendigen Wiederaufbaumaßnahmen nach großen Überschwemmungen in den Jahren 1983 und 1984. Dadurch bedingt drohte auch die Stimmung der Bewohner zu kippen. Also musste eine ordentliche Wiesn nach Münchner Vorbild her, um sowohl Geld als auch Stimmung nach Blumenau zu bringen. Eine Idee, die durch und durch aufgegangen ist. Und welcher deutsche Urlauber sich schon Gedanken macht, dass das kühle Blonde in der tropischen Sonne zu warm werden könnte: Die Brasilianer haben an alles gedacht. Um es vor den heißen Temperaturen zu schützen, wird das Bier in Brasilien in isolierten Krügen aus Aluminium serviert. Zum Beispiel das „Eisenbahn“, ein Bier der brasilianischen Königsklasse, wird in Blumenau, selbstverständlich nach deutschem Reinheitsgebot, produziert. Die Brauerei, sowie das Fachwerkhaus „Eisenbahn“ zählen zu den bekanntesten Gebäuden der Stadt und sind nur zwei von vielen Sehenswürdigkeiten. Für Urlauber aus Deutschland lohnt es sich, zum brasilianischen Oktoberfest bayerische Tracht mitzubringen. Damit muss nämlich kein Eintritt gezahlt werden und mit den Anwesenden befindet man sich in Dirndl und Lederhosen in bester Gesellschaft. Für Reisende, die das Traditionsgewand zu Hause lassen, ist der Eintrittspreis von ca. 3-7 Euro wohl dennoch verschmerzbar.
Auch für Brasilien Reisende, die im Urlaub allen Deutschen aus dem Weg gehen möchten, lohnt ein Ausflug in den Bundesstaat Santa Catarina. Nur ca. 2 Stunden von Blumenau entfernt befindet sich zum Beispiel Florianopolis, die "Ilha da Magia", die magische Insel. Hier kann man sein Bier auch ganz ohne nervige Oktoberfestbesucher, gemütlich am traumhaften Sandstrand genießen.
Quellen: www.wikipedia.org; www.badische-zeitung.de; www.ksta.de; www.welt.de