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Baianas – die fahrenden Köchinnen Brasiliens

07.11.2019
Baianas fegen vor einer Kirche

Für viele Touristen sind sie die ersten Menschen, die sie bei ihrer Ankunft in Salvador wahrnehmen. Oftmals werden sie als Puppen aus dem Brasilien Urlaub mitgebracht, da es sie in allen Farben und Größen zu kaufen gibt. Die Baianas stehen für die Stadt, die traditionelle Kleidung und die Geschmäcker von Bahia. Man trifft sie an öffentlichen Orten an, zum Beispiel auf großen Plätzen, Straßen und Märkten. Bei kulturellen und religiösen Veranstaltungen repräsentieren sie Bahia und ihre afrikanischen Wurzeln. Die Kleidung symbolisiert nicht nur die religiöse Zugehörigkeit der Baianas, sondern hat auch einen hohen Wiedererkennungswert.

Die Bedeutung der traditionellen Kleidung

Die Baianas sind eine Gallionsfigur der brasilianischen Kultur, vor allem ihre Kleidung verkörpert wichtige bahianische Traditionen. Sie ist auf alte Bräuche der afrobrasilianischen Religionen des Candomblé zurückzuführen und je nach Stellung und gesellschaftlichem Anlass unterscheiden sich Farbe, Stoff und Verzierungen. Charakteristisch für die Kleidung sind ballonartige Reifröcke, verzierte Hemden und um den Kopf gebundene Tücher. Oftmals werden auch religiöse Perlenketten getragen, deren verschiedenfarbige Perlen für die verschiedenen Orixas, Gottheiten der afrobrasilianischen Religionen, stehen. Die Kleidung der Baianas für touristische Veranstaltungen unterscheidet sich durch die farbenfrohen Stoffe, Mäntel aus Spitze und große verzierte Turbane, dabei wird auch die Kleidungshierarchie des Candomblé vernachlässigt. Die Baianas sind jedoch nicht nur im Candomblé vertreten, sondern kommen auch im Katholizismus vor. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Lavagem da Igreja, die „Waschung der Kirche“. Der Höhepunkt dieses katholischen Festes ist, wenn Baianas die Stufen der Kirche waschen und dabei von Händeklatschen, Atabaque-Trommeln und Lobgesängen afrikanischen Ursprunges begleitet werde.

Baianas und ihr Trendfood Acarajé

Die Baianas do Acarajé, die als Straßenverkäuferinnen bahianische Spezialitäten wie Acarajé verkaufen, sind Teil der historischen und emotionalen Erinnerungen Bahias. Acarajé ist eine Street-Food-Spezialität des brasilianischen Nordostens, ein Teig aus Bohnen, der frittiert, aufgeschnitten und mit Tomatensalat, Garnelen und Würzpaste gefüllt wird.
Der 25. November, der Tag der Baianas do Acarajé, ist für die Brasilianer ein Datum mit großer historischer und kultureller Bedeutung. Die Geschichte der Baianas do Acarajé begann in der Zeit der Sklaverei, als die afrikanischen Sklaven ab dem 16. Jahrhundert nach Brasilien kamen und ihre Bräuche und ihre Religion mitbrachten. Alles fing damit an, dass die versklavten Frauen Acarajé verkauften, um sich damit ihre Freiheit zu erkaufen. Die ersten Baianas do Acarajé waren freie afrikanische Sklavinnen. Mit ihrem traditionellen Gesang lockten sie die Bevölkerung zum Kaufen an, dabei sangen sie die Redewendung „akàrà jê“ (akàrà = Feuerball, jê = verkaufen). Acarajé und Abará, eine weitere Spezialität Bahias, gehören zu den typischen Gerichten der Baianas und sind zur gleichen Zeit auch Nahrungsmittel für Körper und Geist, zubereitet in den terreiros de Candomblé zur Verehrung der Orixas Iansã und Xangô. Schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts erhielten die Baianas die Erlaubnis, am Ende des Tages Acarajé zu verkaufen. Auch nach Abschaffung der Sklaverei am 13. Mai 1888 wurde diese Tradition noch bis etwa 1970 beibehalten. Der Verkauf begann damals schon am späten Nachmittag und dauerte bis tief in die Nacht an. Seit Acarajé bei Touristen ein beliebtes Street-Food geworden ist, wurde es zum Aushängeschild der bahianischen Küche und wird nun auch tagsüber verkauft. Die Baianas do Acarajé gehören noch heute zu den bekanntesten Persönlichkeiten der brasilianischen Gesellschaft. Am 1. Dezember 2004 wurde das Handwerk der Baianas do Acarajé zum nationalen Kulturerbe Brasiliens erklärt.

Falls Sie bei einer Brasilien Reise in Salvador da Bahia vorbeikommen und mehr über das Handwerk der Baianas de Acarajé erfahren wollen, besichtigen Sie das Memorial das Baianas de Acarajé. Das Memorial wurde 2009 im historischen Stadtzentrum von Salvador eingeweiht. Schon der Name sagt aus, dass dieser Ort den Traditionen und Geschichten der Frauen gewidmet ist, denen der Erfolg dieses typisch bahianischen Gerichtes zu verdanken ist.

Quellen: www.palmares.gov.br, www.salvadordabahia.com

Quelle: Aventura do Brasil