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Festa do Senhor do Bonfim

30.03.2020
Festa do Senhor do Bonfim in Salvador

Jedes Jahr im Januar findet am zweiten Donnerstag nach dem Dreikönigstag die „Lavagem da Igreja do Bonfim“ („Waschung der Bonfim Kirche“) statt. Es ist neben dem Karneval das populärste Volksfest in Salvador da Bahia. An diesem Tag versammeln sich tausende Gläubige in der Unterstadt („Cidade Baixa“), um am Gottesdienst mit einer der größten religiösen Prozessionen Brasiliens teilzunehmen. Die Feierlichkeiten beginnen mit der Lavagem da Igreja do Bonfim und dauern bis zum darauffolgendem Sonntag an.
Im Jahr 2013 wurde die Lavagem da Igreja durch das IPHAN (Instituto do Patrimônio Histórico e Artístico Nacional) zum immateriellen brasilianischen Kulturerbe erklärt. Die Lavagem da Igreja do Bonfim und die damit verbundenen Feierlichkeiten sind auf jeden Fall einen Besuch während Ihres Brasilien Urlaubes wert.

Wo hat die Tradition des Senhor do Bonfim ihren Ursprung?

Der Senhor do Bonfim, eine Darstellung von Jesus Christus, ist vor allem in Salvador, der Hauptstadt von Bahia ein beliebtes Ziel zur Andacht. Der Kult um den Senhor do Bonfim ist mit dem um die Jungfrau Maria zu vergleichen. Im Falle des Senhor do Bonfim handelt es sich um eine Statue des gekreuzigten Jesus.

Wie kam der Senhor do Bonfim nach Brasilien?

Der Kult um den Senhor do Bonfim kam Mitte des 18. Jahrhunderts durch den portugiesischen Marinekapitän Theodósio Rodrigues de Faria nach Brasilien. Ihm gehörten drei Sklavenschiffe, mit welchen die Sklaven von Afrika nach Brasilien gebracht wurden. Während eines schweren Unwetters auf hoher See versprach Theodósio, dass er, falls er das Unwetter überleben würde, eigenhändig eine Statue vom Senhor do Bonfim und der Nossa Senhora da Guia nach Brasilien bringen würde.

Wann wurde die Bonfim Kirche gegründet?

Der Bau der Igreja do Bonfim begann im Jahr 1745, sehr bald, nachdem Theodósio die Statuen nach Brasilien gebracht hatte. Die Abbildung des Senhor do Bonfim ist eine Replik der Statue in Setúbal, der Geburtsstadt von Theodósio. Für den Bau der Kirche wurde eine Anhöhe ausgewählt, die bis dahin unter dem Namen Alto do Mont Serrat bekannt war. Im Laufe der Zeit wurde sie aber nur noch als Colina do Bonfim bezeichnet. Im Jahr 1754 wurden die Bauarbeiten im Inneren der Kirche abgeschlossen. Am 24. Juni desselben Jahres wurde die Statue mit einer Prozession von der Capela da Penha, wo die Statue bis zur Fertigstellung der Kirche aufbewahrt wurde, zum Colina do Bonfim gebracht. Erst im Jahr 1772 waren die Arbeiten an der Kirche komplett abgeschlossen.

Woher kommt die Tradition der fitas?

Eine der bekanntesten Traditionen der Festa do Senhor ist, einer anderen Person ein so genanntes fita, ein farbiges Stoffbändchen, zu schenken. Der Tradition nach muss es am Handgelenk angebracht werden. Jede fita steht für eine Bitte, mit der man sich im Stillen an den Senhor wendet. Normalerweise werden die fitas mit drei Knoten am Handgelenk befestigt und laut Tradition gehen die Wünsche erst in Erfüllung, wenn sich das Stoffband von alleine vom Handgelenk löst.
Seit dem Jahr 1809 gehört der Brauch der fitas zur Festa do Senhor do Bonfim dazu. Eingeführt wurden sie von Manoel Antônio da Silva Servo, der damals Kassenwart war und nach einer Möglichkeit suchte, die Einnahmen zu erhöhen. Zu dieser Zeit wurden die fitas noch medida („Mittel“) genannt und hatten die gleiche Länge, wie der rechte Arm des Senhor do Bonfim. Daher hatten die traditionellen fitas des 19. Jahrhunderts eine Länge von bis zu 50 Zentimetern. Sie wurden aus Baumwolle hergestellt und als Dekoration oder Lesezeichen benutzt.
Heutzutage werden die fitas aus Polyester hergestellt und sind deutlich kürzer. Die fitas do Senhor do Bonfim sind Ausdruck des religiösen Synkretismus, der Verschmelzung des Katholizismus mit dem afrobrasilianischen candomblé. Ihre Farben können auch mit orixás, Gottheiten aus dem afrobrasilianischen candomblé, in Verbindung gebracht werden.

Wie kam es zur Lavagem da Igreja do Bonfim?

Es gibt nur wenige genaue Informationen über den Ursprung der Lavagem do Bonfim. Die Historiker sind sich nicht einig, wann genau diese Tradition begonnen hat. Man geht davon aus, dass es zu Beginn des 19. Jahrhunderts war. Einer Legende nach wurde diese Tradition von einem Portugiesen eingeführt, der dem Senhor do Bonfim sehr dankbar war, dass er den Paraguaykrieg überlebt hatte. Einer anderen Legende nach, wurde diese Sitte von den Gläubigen des candomblé ins Leben gerufen. Eine dritte Hypothese behauptet, dass die Waschung der Stufen mit dem Tanz von São Gonçalo, einem Tanz religiösen Ursprungs, begonnen hat, welcher in der Igreja do Bonfim stattfand. Es wird erzählt, dass die Gläubigen von São Gonçalo vor jedem Tanz die Stufen der Igreja do Bonfim wuschen. Eine weitere Theorie besagt, dass die erste Waschung von Sklaven durchgeführt wurde, als Vorbereitung für die anstehende Festa do Senhor do Bonfim. Da die Gläubigen der afrobrasilianischen Religionen begannen, sich mit dem Senhor do Bonfim zu identifizieren, wurde die Waschung im Inneren der Kirche von der Erzdiözese Salvador verboten. Bis heute hat sich das Ritual der Waschung der Stufen vor der Kirche aber erhalten.

Ablauf der Prozession

Die Feierlichkeiten beginnen vor der Igreja da Conceição da Praia mit einem ökumenischen Gottesdienst um 8 Uhr morgens. Die verschiedenen Gruppen, die an der Prozession teilnehmen, ziehen einzeln in Richtung Igreja do Bonfim. An der Prozession nehmen auch Gläubige anderer Religionen teil, wie zum Beispiel des candomblé. So kann man während der Prozession viele traditionelle Gewänder bewundern.
Die berühmten baianas ziehen direkt nach dem ökumenischen Gottesdienst los. Sobald sie am Colina Sagrada angekommen sind, beginnen sie, die Stufen der Kirche mit aromatisiertem Wasser zu waschen. Am späten Vormittag wird vor der Igreja do Senhor do Bonfim ein weiterer Gottesdienst gefeiert.
Auf der circa 8 Kilometer langen Strecke von der Igreja da Conceição da Praia zur Igreja do Senhor do Bonfim kommt man an vielen Touristenattraktionen vorbei. Zuerst an der Igreja da Conceição da Praia, welche im 17. Jahrhundert im gotischen Stil erbaut wurde. Wenig später am Elevador Lacerda, der die Cidade Baixa mit der Cidade Alta („Oberstadt“) verbindet. Der Aufzug hat seinen Namen zu Ehren von Augusto Frederico de Lacerda erhalten, der den Aufzug im 19. Jahrhundert baute. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich der Mercado Modelo mit mehr als 300 Shops, die lokale Handwerksarbeiten und Souvenirs für Ihre Brasilien Reise anbieten.
Kurz hinter der Avenida Jequitaia befindet sich der Mercado do Ouro, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde. Noch in der gleichen Straße liegen das Museu du Ritmo und das audiovisuelle Zentrum Trapiche Barnabé. Im Stadtteil Calçada angekommen, findet man auf der linken Seite die Feira de São Joaquim, einen der originellsten Märkte der Stadt. Auf der rechten Seite befindet sich die Igreja dos Órfãos de São Joaquim. Der Straße weiter folgend, stößt man im Largo de Roma auf die Obras Sociais Irmã Dulce, die „Sozialwerke Schwester Dulce“. Von hier aus sind es nur noch wenige Meter ehe man die Colina Sagrada erreicht.

Corrida Sagrada – eine sportliche Tradition

Die Corrida Sagrada („Heiliges Rennen“) findet seit mehr als 30 Jahren statt und wird von der bahianischen Athletik Föderation organisiert. Die Teilnehmer starten schon morgens um 7 Uhr vor der Igreja da Conceição da Praia und erobern rennend die Straßen der Cidade Baixa. Die Corrida Sagrada oder auch Corrida do Bonfim, wie sie im Volksmund genannt wird, gehört zu den berühmtesten, ausgelassensten und traditionellsten Straßenrennen Salvadors.

Quellen: brasilescola.uol.com.br, www.brasildefato.com.br, www.salvadordabahia.com, www.wikipedia.org

Quelle: Aventura do Brasil