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Kunst in Brasilien

04.05.2020
Kunstmuseum in Brasilia

In Brasilien können Sie mehr erleben als nur Strandferien und Abenteuerurlaub im Regenwald. Warum nutzen Sie Ihren Brasilien Urlaub nicht, um die brasilianische Kunst genauer zu entdecken?

Die Herstellung von Kunst begann in dem uns als Brasilien bekannten geografischen Gebiet schon mit den Ureinwohnern. Die Ureinwohner Brasiliens, präkolumbische Indianer, schufen Kunst in verschiedensten Formen. Ein bekanntes Beispiel ist die Marajoara-Keramik. Erst nachdem im 16. Jahrhundert die Kolonialisierung Brasiliens durch die Portugiesen begann, bekam Brasilien seinen jetzigen Namen. Die Ankunft der Holländer ab 1624 beeinflusste die Kunst in der Region Pernambuco. Auch die Afrikaner, die als Sklaven nach Brasilien gebracht wurden, beeinflussten die Kunst und Kultur Brasiliens. Unter dem Begriff „brasilianische Kunst“ versteht man alle Kunstgegenstände, die nach der portugiesischen Kolonialisierung hergestellt wurden.

Präkolumbische Traditionen

Die ältesten bekannten Kunstwerke in Brasilien sind Höhlenmalereien im Serra do Capivara Nationalpark im Bundesstaat Piauí. Ihre Entstehung wird auf 13.000 vor Christus datiert. Aktuellere Beispiele mit geografischen Mustern und Tierformen wurden in Minas Gerais und in Goiás gefunden.

Zu den kultiviertesten Kunstgegenständen, die in Brasilien gefunden wurden, gehört die Marajoara-Keramik (800 bis 1400 nach Christus), welche ihren Ursprung auf der Insel Marajó und in der Gegend rund um Santarém hat. Die Keramik ist mit Bildern und komplexen menschlichen und tierischen Reliefs verziert. Kleine Statuen und Kultgegenstände, wie kleine geschnitzte Steinamuletts mit dem Namen Muiraquitãs, sind auch Teil dieser Kultur. Auch in der Kultur der Mina und Periperi in Maranhão und Bahia wurden interessante, wenn auch einfachere Keramiken und kleine Statuen hergestellt.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts werden viele der altertümlichen Traditionen weiterhin von den verbliebenen Indigenen ausgeübt und gepflegt. Dazu gehören Body Painting, Keramiken und kleine Statuen.

Barock

Die ersten aktiven Künstler in Brasilien waren katholische Priester, die aus Portugal kamen, um die Indigenen zu missionieren. Jesuiten spielten dabei eine große Rolle, da sie viele Missionarseinrichtungen hatten, in denen sie Kunst in Form von geistlichen Theaterstücken, Musik, Bildhauerei und Malerei unterrichteten. José de Anchieta war der erste wichtige Dramatiker. Agostinho de Jesus und Agostinho da Piedade erschufen die ersten Skulpturen. Belchior Paulo, João Felipe Bettendorff, Ricardo do Pilar und einige andere malten die ersten Bilder. Francisco de Vaccas und Pedro da Fonseca organisierten das Musikerleben in der jungen Kolonie. Basílio da Gama und Gregório de Mattos waren die ersten weltlichen Dichter. Alle Künstler arbeiteten unter dem Einfluss des Barock, dem dominierenden Stil in Brasilien bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Vor allem in den Bundesstaaten Minas Gerais, Bahia und Pernambuco blühte die Barockkunst im 17. und 18. Jahrhundert dank dem zunehmenden Reichtum und der wachsenden Handwerkskunst auf. Der Goldrausch in Minas Gerais führte dazu, dass dort eine reiche und gebildete Gesellschaft lebte. In Minas lebten die bedeutendsten Barockkünstler Brasiliens: Der Maler Manuel da Costa Ataíde und der Bildhauer und Architekt Aleijadingo. Minas war auch der Geburtsort der neoklassizistischen Schule der Musik und Literatur. Bekannte Künstler wie die Komponisten Lobo de Mesquita und Francisco Gomes da Rocha oder die Dichter Tomás Antônio Gonzaga und Cláudio Manuel da Costa stammten hierher.

19. Jahrhundert: Neoklassizismus, Romantik und Realismus

Die Ankunft einer Gruppe französischer Künstler und Architekten veränderte die brasilianische Kunstszene im 19. Jahrhundert. Die Gruppe, die 1816 nach Brasilien kam, verstärkte den neoklassizistischen Stil, von welchem davor nur schüchterne Versuche in Brasilien zu finden waren. Joachim Lebreton, Anführer dieser Bewegung, schlug die Gründung einer Akademie für Schöne Künste vor, welche später zur Academia Imperial de Belas Artes umstrukturiert wurde. Die Akademie war das wichtigste Zentrum für bildende Kunst für fast das komplette 19. Jahrhundert. Sie führte ein neues Konzept zur künstlerischen Ausbildung ein und bildete die Grundlage für eine Revolution in der Malerei, Bildhauerei, Architektur, bildenden Kunst und Handwerkskunst in Brasilien. Einige Jahrzehnte später, unter der Schirmherrschaft von Imperator Pedro II., hatte die Akademie ihr goldenes Zeitalter und brachte die erste Generation an Malern der Romantik hervor. Victor Meirelles, Pedro Américo und einige andere Künstler schufen visuelle Symbole der nationalen Identität. Man muss dazu sagen, dass die Romantik in der Malerei in Brasilien eine besondere Form angenommen hat. Übertriebene Dramatik, Fantasie, Gewalt oder Todesszenen werden anders als in den bizarren europäischen Versionen dargestellt, da auf Grund der akademischen Ausbildung alle Übertreibungen gemieden wurden. Die Künstler beschäftigten sich mit Themen wie Natur, Sentimentalität, Religiosität, Chauvinismus und Nationalismus.

Auch die Literatur entwickelte sich in Richtung der romantisch-nationalistischen Schule weiter mit den Werken von Casimiro de Abreu und Manuel Antônio de Almeida. Um 1850 begann eine Veränderung, deren Mittelpunkt Álvares de Azevedo war, der durch den Dichter Lord Byron beeinflusst wurde. Diese zweite Generation der Romantiker beschäftigte sich mit Themen wie Egozentrik, Negativität, Zweifel, Krankheiten und Tod. Diese Eigenschaften sind in der bildenden Kunst weniger vertreten. Antônio Castro Alves schrieb über den Horror der Sklaverei, während Antônio Gonçalves Dias und José de Alencar über die Verfolgung der Indigenen schrieben. Eine der größten Errungenschaften des Zeitalters der Romantik in Brasilien war die Schaffung einer nationalen Identität, basierend auf der Abstammung von den Ureinwohnern und der vielfältigen Natur des Landes.

Das 19. Jahrhundert brachte nur zwei bedeutende Komponisten in Brasilien hervor. José Maurício Nunes Gracia, ein neoklassizistischer Komponist und später den Opernkomponist Carlos Gomes, der erste brasilianische Musiker mit internationaler Anerkennung.

Im späten 19. Jahrhundert wurde die brasilianische Kunst immer vertrauter mit dem Realismus. Beschreibungen der Natur, der Bevölkerung und psychologische Romanzen verbreiten sich durch João Simões Lopes Neto, Aluísio Azevedo und Machado de Assis. Maler des Realismus wie Almeida Junior und Pedro Weingärtner stellen die verschiedenen Volkstypen und die charakteristischen Farben und Lichter der brasilianischen Landschaft dar.

20. Jahrhundert: Moderne Kunst

Das 20. Jahrhundert begann mit einem Kampf zwischen der alten Schule und modernen Trends. Die Semana de Arte Moderna in São Paulo erhielt 1922 viel Kritik von Seiten der konservativen Bevölkerung. Es war aber ein wichtiger Schritt in der brasilianischen Kunst. Ausstellungen mit plastischer Kunst, Konzerte und Dichterlesungen standen auf dem Festivalprogramm, welches von Seiten der Presse und dem Publikum kein besonders gutes Feedback bekam. Dennoch werden diese Künstler jetzt als die Gründer der modernen Kunst in Brasilien angesehen. Das Festival wollte nicht nur ein breites Publikum in moderne und experimentelle Tendenzen, die sich vom europäischen Expressionismus, Kubismus und Surrealismus ableiten, einführen, sondern auch die nationale Folklore als Basis für eine realitätsnahe Kunst nutzen.

Der Radikalismus der ersten Modernisten konnte jedoch in der damaligen Gesellschaft nicht lange anhalten. Die ursprünglichen Gründungsmitglieder trennten sich im Jahr 1929 und gingen ihre eigenen Wege. Danach wurde die brasilianische Kunst zu einer Mischung aus wichtigen Errungenschaften der Moderne, darunter die Freiheit von der streng akademischen Agenda. Es wurde ein gemäßigter Modernismus mit konventionellen Eigenschaften geboren. Das beste Beispiel ist der Maler Candido Portinari, der in der Mitte des Jahrhunderts so etwas wie der offizielle Maler der brasilianischen Regierung wurde.

Die Arbeiten von Chico Niedzielskis wurden im ganzen Land verbreitet. Es ist bekannt, dass seine Arbeiten von der heiligen Geometrie inspiriert wurden. Er bricht somit die Tendenz sich auf brasilianische Themen zu konzentrieren und sucht nach einer universelleren und zeitgemäßen Form der brasilianischen Kunst. Die Verbreitung der radikalen Moderne in der bildenden Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts spiegelt sich in der brasilianischen Literatur nicht wider. Clarice Lispector schrieb existentialistische Romane und entwickelte einen sehr persönlichen Stil, der von Bewusstseinsströmen und Offenbarungen geprägt war. João Guimarães Rosa veränderte mit seiner experimentellen Sprache das Gesicht der brasilianischen Literatur und der Dramatiker Nelson Rodrigues beschäftigte sich mit Verbrechen, Vorurteilen, Leidenschaft und sexuellen Pathologien. In den 1950er Jahren gewannen Malerei und Skulpturen durch Abstraktionismus wieder an Stärke und die Architektur zeigte auch fortschrittliche Merkmale, die von Le Corbusier beeinflusst wurden. Die größte Errungenschaft der Moderne ist der städtische Kern von Brasília, der heute zum Weltkulturerbe gehört und vom Stadtplaner Lúcio Costa und dem Architekten Oscar Niemeyer entworfen wurde.

Ab den 1960er Jahren: Zeitgenössische Kunst

In den 1960er Jahren begann die sogenannte „modernistische“ Kunstbewegung, die Platz schaffte für eine zeitgenössische Ausdrucksweise wie politische Kunst, Konzeptkunst oder Pop. Um die Jahrhundertwende begannen einige brasilianische Künstler die traditionelle Strenge der Kunst zu Gunsten eines phänomenologischen Ansatzes aufzugeben und die Beziehung zwischen dem Kunstobjekt und dem Betrachter zu untersuchen. Zu den wichtigsten Vertretern dieses Neokonkretismus gehörten die Dichterin Ferreira Gullar und die Künstler Hélio Oiticica, Lygia Pape und Lygia Clark. Letztere wurde oftmals als eine der einflussreichsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts bezeichnet.

Der Militärputsch von 1964 und die anschließende Einschränkung der Bürgerrechte und der Meinungsfreiheit in Brasilien werden als Wendepunkt der Kunst bezeichnet. Künstler wie Clido Meireles und Rubens Gerchman fingen an, explizit politische Kunst zu schaffen. Besonders nach 1968, als die Militärregierung Folter legalisierte, war die brasilianische Kunst von ziemlich radikalen Aktionen und Ereignissen geprägt. Die Kunstbiennale von São Paulo, die zweitälteste Kunstbiennale der Welt, eröffnete mit vielen leeren Wänden, da sie von vielen Künstlern boykottiert wurde. Während der Ausstellung Do Corpo à Terra, die 1970 in Belo Horizonte stattfand, starteten einige Künstler schockierende Aktionen. Cildo Meireles setzte lebende Hühner vor einem Live-Publikum in Brand und Artur Barrio warf blutgetränkte Pakete in einen Fluss, um den Eindruck zu erwecken, dass die Menschen, die unter der Militärregierung verschwunden waren, auf diese grausame Weise „wieder aufgetaucht“ waren.

Brasilianische Pop-Art ist sehr kritisch und lehnte oftmals die Konsumkultur völlig ab, anders als die ambivalente und entfernte Kritik der amerikanischen Pop-Art. Waldemar Cordeiro ist einer der ausdrucksstärksten Künstler, die sich in den 1960er und 1970er Jahren mit digitaler Kunst und Robotik beschäftigt haben. Antonio Dias und Carlos Vergara brachten die Ästhetik von Comics, Spielkarten und anderen populären Formen der Visualität in ihre Arbeit ein. Hélio Oiticicas Tropicália, ein farbenfrohes, eindringliches Installationsstück, enthielt Hinweise auf die Slums von Rio de Janeiro. Der Titel bezieht sich auf die gleichnamige Kulturbewegung, die auf das Manifesto Antropófago der 1920er Jahre zurückgeht und die Mythen eines exotischen und „wilden“ Brasiliens aus einer ironischeren Perspektive betrachtete.
Einige Künstler wie Hélio Oiticica, Lygia Clark, Naza und Cildo Meireles sind auch international bekannt. Zeitgenössische brasilianische Kunst und Fotografie gehören zu den kreativsten in Lateinamerika und sind dank Ausstellungen und Veröffentlichungen international bekannt.

Auf einer Brasilien Reise gibt es viel zu entdecken. Nicht nur Museen und Galerien eignen sich gut, um mehr über die Kunst Brasiliens zu erfahren, sondern auch ganze Städte. Einen Besuch ist zum Bespielt die historische Barockstadt Tiradentes wert!

­­­­­­Quellen: www.brasiloo.de, www.educabras.com, www.thebrasilians.com

Quelle: Aventura do Brasil