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„Städte ohne Hunger“ – Urbane Gärten in São Paulo

18.04.2022
Viele Menschen leben in Sao Paulo

Für viele Brasilien Reisende darf ein Stopp in der bekannten Stadt São Paulo nicht fehlen. Die meisten sind bei ihrem ersten Aufenthalt von der Größe der Stadt überwältigt. Es kann passieren, dass man bis zu zwei Stunden im Verkehr steckt, um sein Ziel innerhalb der Stadt zu erreichen. São Paulo ist eine Megacity, und jährlich steigt die Zahl der Menschen, die hinzuziehen. So leben allein im Stadtkern schon über 11 Millionen Menschen. Auf Grund des starken Bevölkerungswachstums hat sich der Großraum São Paulo mit seinen 38 autonomen Städten zu einem einzigen riesigen Stadtkomplex entwickelt, in dem heute mehr als 20 Millionen Menschen leben.

Lebensmittelunsicherheit, insbesondere für ärmere Familien, ist eine Folge dieses rasanten Wachstums. In den prekären Vierteln der Stadt, den Favelas, können sich viele Menschen eine gesunde Ernährung nicht leisten. Häufig steht Reis mit Bohnen auf dem Speiseplan vieler Bewohner. Doch ausreichend Vitamine und Mineralstoffe werden dem Körper durch diese Alimentação Básica, eine Ernährung mit einfachsten Lebensmitteln, nicht zugeführt.

Urbane Gärten von „Städte ohne Hunger“

Der gemeinnützige Verein „Städte ohne Hunger“ hat sich des Problems angenommen. Die Nichtregierungsorganisation schafft seit 2004 auf ungenutzten öffentlichen und privaten Flächen Gemeinschaftsgärten. Vorrangig in der Ostzone von São Paulo, die besonders von sozialen Brennpunkten geprägt ist. Dazu zählen unter anderem Cidade Tiradentes, São Mateus, Itaquera und São Miguel. Die Agrarprojekte sind nachhaltig und auf Basis ökologischer Landwirtschaft konzipiert. Ziel ist es, Menschen mit geringem oder keinem Einkommen eine Arbeit zu ermöglichen, die sie finanziell unabhängig macht. Gleichzeitig soll durch das Gärtnern das Bewusstsein für eine gesunde Ernährung geschaffen werden.

Bis heute sind 25 Gemeinschaftsgärten entstanden, in denen etwa 100 ehrenamtliche Gärtner arbeiten. Von dem angebauten Obst und Gemüse können die Freiwilligen und ihre Familien leben, alles in allem circa 600 Personen. In speziellen Schulungen lernen die Favela-Bewohner die Grundlagen der Landwirtschaft sowie des Verkaufs und Handels.

Weitere Projekte

Neben den Gemeinschaftsgärten fördert „Städte ohne Hunger“ auch Gärten auf den Dächern und in den Innenhöfen von Schulen. Die öffentlichen Mittel für das Schulessen sind in Brasilien sehr gering. Mit Hilfe der Gärten sollen die Kantinen in der Lage sein, den Kindern ein ausgewogenes Mittagessen zur Verfügung zu stellen. Auch Eltern und Lehrer werden dafür in die Projekte miteinbezogen. Aktuell existieren 38 solcher Gärten.

Der Erfolg der Gemeinschaftsgärten in São Paulo hat es möglich gemacht, ein weiteres Projekt in Agudo in Rio Grande do Sul, einem Bundesstaat im Süden Brasiliens, aufzubauen. Die Kleinstadt lebt seit den 1980erJahren hauptsächlich von der Tabakproduktion. Die Monokulturbepflanzung hat viele Probleme zur Folge, etwa eine immense Verschlechterung des Bodens. Seit 2009 hilft „Städte ohne Hunger“ Bauern aus der Region, den Umstieg von der monokulturellen Landwirtschaft zu einem ökologischen Anbau zu schaffen.

„Städte ohne Hunger“ ist ein gelungenes Beispiel für den Versuch, Ernährungsunsicherheit in Brasilien zu reduzieren. Auch in Rio de Janeiro lässt sich mit „Hortas Cariocas“ ein ähnliches Projekt finden. Mit ein wenig Glück und wachsamem Auge, treffen Sie in Ihrem nächsten Brasilien Urlaub auf einen dieser urbanen Gemüsegärten.

Quellen: www.cidadessemfome.org, www.grueneliga-berlin.de, www.staedteohnehunger.de

Quelle: Aventura do Brasil