Verhaltensguide – Höflich sein in Brasilien

Niemand möchte als Besucher in einem fremden Land negativ auffallen. Brasilianer sind sehr offene, lebenslustige Leute mit einem großen Herzen. Ganz nach dem Motto „Carpe diem“ wird jeder Moment wertgeschätzt. Um sie für etwas zu begeistern, braucht es nicht viel. Damit Sie sich auf Ihrer Brasilien Reise dem brasilianischen Lebensstil besser anpassen können, möchten wir Ihnen die gängigen Höflichkeitsregeln und Umgangsformen in Brasilien nun näherbringen.

Ein Brasilien ohne „Tudo bem“ existiert nicht. Sobald Sie auf einen Einheimischen treffen, wird er Sie mit dieser Begrüßung nach Ihrem Befinden fragen und ein Gespräch eröffnen. „Tudo bem?“ bedeutet soviel wie „Geht‘s gut?“. Dass die Brasilianer es gerne unkompliziert mögen, wird daran deutlich, dass man ebenfalls mit „Tudo bem.“ antworten kann. Anders als in Deutschland wird diese Frage fast immer und von jedem gestellt, auch wenn man sich gar nicht kennt. Zudem folgt auf die Frage immer eine positive Antwort, selbst wenn man gerade gestresst oder müde bist. Ein freudiger Grundton macht das Zusammenleben für alle harmonischer und voller positiver Energie.

In Brasilien Körperkontakt zu vermeiden, ist schwierig. Mit einer Umarmung, einem Abraço, wird sich meist begrüßt und verabschiedet. Abhängig davon, in was für einer Beziehung man zu seinem Gegenüber steht, wird diese Umarmung mehr oder weniger stark ausfallen.
Frauen geben sich häufig zur Begrüßung zwei bis drei Küsschen auf die Wange. Begonnen wird auf der linken Seite. Die Küsschen sind ein Ausdruck von Herzlichkeit und Verbundenheit.
Männer praktizieren den Handschlag. Anders als in Deutschland ist jedoch auch bei ihnen der Körperkontakt stärker ausgeprägt. Dass während des Handschlages auf die Schulter des anderen gefasst wird, ist vielerorts üblich und baut ein enges und vertrautes Verhältnis auf.

Körperbewusstsein und Bodypositivity sind in Brasilien weitverbreitet. Offensichtlich wird dies am Strand, denn versteckt wird sich hier nicht. Badeanzüge gibt es kaum zu sehen und die Bikinis dienen nicht dazu, den Körper zu bedecken, sondern ihn zu zeigen und stolz darauf zu sein. Dementsprechend knapp geschnitten sind alle Modelle, die es in Brasilien zu kaufen gibt. Die Freizügigkeit sollte jedoch nicht als Aufforderung angesehen werden. Ganz im Gegenteil, auch viele Männer tragen beim Baden im Meer enge und knappe Hosen. Als deutscher Tourist fällt man am Stand mit langen Hemden und Socken in Sandalen natürlich auf und wird sicherlich schräg angeguckt.
Auch wenn es bei der Bademode nicht knapp genug sein kann, ist FKK alles andere als gern gesehen. Um einen Brasilianer nicht zu schockieren, sollte man sich erkundigen, ob es einen FKK-Strand in der Nähe gibt oder seine Badekleidung einfach anbehalten.
Zudem sollten Sie sich angemessen zu verhalten wissen, wenn Sie am Strand Lebensmittel oder Produkte angeboten bekommen. Ignoriert man die Händler, bedeutet das, dass man sie und ihre Arbeit nicht wertschätzt. Man verhält sich damit sehr unhöflich. Wenn Sie nichts kaufen möchten, sollten Sie lieber mit einem „Nein, danke.“ „Não, obrigado/a.“ und einem Lächeln reagieren. Insgesamt kommt man mit einem Lächeln immer gut an.

Auch wenn Pünktlichkeit ein Zeichen von Höflichkeit ist, sollte man in Brasilien damit vorsichtig sein. Brasilianer laden für gewöhnlich für ein bis zwei Stunden vor dem Zeitpunkt ein, an dem sie tatsächlich mit einer größeren Feier starten wollen. Tauchen Sie also zur angegeben Uhrzeit auf, könnten Sie die Gastgeber womöglich stressen und von Vorbereitungen abhalten.
Dies gilt jedoch nur bei größeren Festen und Feiern. Bei einem kleineren Treffen oder einer Verabredung wäre dieses Verhalten unhöflich. Schafft man es nicht zum ausgemachten Zeitpunkt zu erscheinen, sollte man dies zum Beispiel telefonisch ankündigen.
Bei einer Einladung gehört es sich zudem, ein kleines Präsent mitzubringen. Mit leeren Händen vor der Tür zu stehen ist unangemessen und in Brasilien nicht üblich. Um ein gern gesehener Gast zu sein, bringe man am besten Wein, Blumen oder etwas Persönliches mit und bedanke sich damit für die Einladung.
Weiterhin ist es wichtig, eine persönliche Einladung ernst zu nehmen. Wenn Sie jemand einlädt, ist das eine sehr zuvorkommende Geste und diese sollten Sie dementsprechend würdigen. Besonders wenn Sie zum Kaffee oder zum Tee eingeladen werden, wird erwartet, dass Sie diese Einladung annehmen. Ein Bier oder andere alkoholische Getränke darf man hingegen ablehnen.
Sicherlich wird während eines Festes keine Langeweile aufkommen, denn Brasilianer reden gerne und viel. Beliebte Themen sind Familie, Sport, Musik, Urlaub und die Natur. Konfliktreiche Themen, wie politische oder religiöse Ansichten oder Sexualität, sollten Sie besser nicht anschneiden. Auch Kriminalität und Armut sollten als Gesprächsthemen vermieden werden. Achten Sie insgesamt darauf, alle Themen, die in jeglicher Form einen Brasilianer kritisieren könnten, auszulassen. Freunde macht man sich vielmehr, wenn man sich positiv über Land und Leute äußert.
Zudem kann es sehr helfen, wenn Sie ein guter Zuhörer sind. Brasilianer erzählen gerne von sich. Wenn sie einen loyalen Zuhörer gefunden haben, werden sie Ihnen dankbar sein.

Wundern Sie sich nicht, wenn Sie bei einem Restaurantbesuch auf einen „falsch“ gedeckten Tisch stoßen. In Brasilien ist die Besteckanordnung genau andersherum. Das Messer liegt links und die Gabel rechts vom Teller. Dies hat den einfachen Grund, dass man in Brasilien erst schneidet und dann die mundgerechten Stücke isst. Zum essen legt man dann das Messer wieder beiseite.
Am Tisch oder generell in der Öffentlichkeit gehört es sich übrigens nicht, die Nase zu putzen oder Zahnstocher zu benutzen. Dafür steht man vom Tisch auf und erledigt dies im Bad oder im Nebenraum. In Brasilien wird das Putzen der Nase als unhöflicher angesehen, als das Hochziehen der Nase. Vermeiden Sie jedoch beides im öffentlichen Raum, wenn möglich.
Nach einem Restaurantbesuch sollte man seine Zufriedenheit durch ein Trinkgeld von etwa 10 Prozent verdeutlichen. Da die Löhne im Dienstleistungsgewerbe niedrig sind, macht das Trinkgeld einen wichtigen Bestandteil des Einkommens aus. Teils kann es jedoch vorkommen, dass das Trinkgeld bereits auf der Rechnung mit einbezogen worden ist. Dies erkennen Sie an dem Vermerk „10% taxa“.

Die Zuvorkommenheit der Brasilianer äußert sich vor allem darin, dass sie schlechte Nein-Sager sind. Beachten Sie, dass ein „Sim.“ nicht zwingend „Ja.“ bedeutet, sondern oft auch „Ich versuche mein Bestes.“. Dank ihrer Mentalität verwenden Brasilianer teils auch kleine Ausflüchte aus reiner Höflichkeit. Orientieren Sie sich am besten an Körpersprache und Mimik!

In Brasilien wird sehr stark auf das Äußere geachtet. Nach dem Motto „Lieber schick als lässig“ wird sich in Brasilien gekleidet und der Status unterstrichen. Krawatten findet man allerdings selten. Für einen geschäftlichen Look sind schwarze Socken typisch. Dementsprechend trage man lieber keine schwarzen Socken im Fitnessstudio.
Körperpflege hat ebenso einen hohen Stellenwert. Gepflegte Fingernägel, Sauberkeit und ein angenehmer Duft sind essentiell. Oft kommt es sogar vor, dass Brasilianer zwei- bis dreimal am Tag duschen. Wenn Sie also „ungepflegt“ unterwegs sind, fallen Sie unangenehm auf. Teuren Schmuck oder Wertsachen sollten Sie allerdings zu Ihrer Sicherheit meiden.

Das Sprichwort „Dar um jeitinho“, „Wir finden schon einen Weg“, gilt für jede Situation. Voraussicht und langfristige geschäftliche Planung sind vor allem wegen der Unwägbarkeit der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung manchmal schwierig. Glücklicherweise sind die Brasilianer kreativ, spontan und anpassungsfähig. Diese Fähigkeiten sollten Sie sich schnell aneignen, um in Brasilien entspannt unterwegs zu sein. Außerdem lassen Brasilianer gerne ihre Kontakte spielen und helfen sich gegenseitig. Gerade deshalb ist es gut, sich mit den gängigen Verhaltensregeln auszukennen, um in Ihrem Brasilien Urlaub viele Freunde und viel Freude zu finden!

Quellen: www.focus.de, www.gtai.de, www.youtube.com