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Amazonas Regenwald – Die Apotheke der Indios

05.04.2021
Sonnenaufgang am Amazonas

Mit 5.500.000 Quadratkilometern ist die größte Apotheke der Welt unübertroffen in der Vielfalt der medizinischen Wirkstoffe. Und sie befindet sich nicht etwa in irgendeinem großen Einkaufszentrum in New York, Los Angeles, London oder Bangkok, sondern in Südamerika. Tatsächlich handelt es sich um den Amazonas Regenwald, eines der größten Ökosysteme auf unserem Planeten. Dieses riesige Gebiet wertvoller und alter Wälder erstreckt sich über Brasilien, Peru, Kolumbien, Venezuela, Ecuador, Bolivien, Guyana, Suriname und Französisch-Guyana. Für viele Touristen gehört der Amazonas Regenwald mit seiner einzigartigen Artenvielfalt zu den Highlights einer Brasilien Reise.

Der größte Regenwald der Erde

Das Amazonasgebiet ist die Heimat des größten Regenwaldes und des reichsten Flusssystems der Welt. Der Amazonas Regenwald erstreckt sich über das Gebiet von neun südamerikanischen Staaten und ist der größte verbliebene Regenwald der Erde. Der größte Anteil, der größer als Westeuropa ist, befindet sich in Brasilien. Die Gesundheit dieser wertvollen Naturregion ist eng mit der des Weltklimas verknüpft. Der Amazonas Regenwald speichert 90 bis 140 Milliarden Tonnen CO², daher trägt er auch den Namen „Grüne Lunge“. Der Amazonas ist einer der größten Flüsse der Welt, ein riesiges Wasserreservoir, in dem sich zwischen 17 und 20 Prozent des Süßwassers der Erde sammeln.

Der Amazonas Regenwald ist auch wegen der außergewöhnlichen Artenvielfalt, die er beherbergt, sehr wichtig. Ein wahres Juwel der Natur, einzigartig auf der Welt. Zehn Prozent aller bekannten Tierarten leben hier, darunter der Amazonas-Flussdelfin, der Jaguar und die Boa constrictor. Es gibt mehr als 3.000 Fisch-, rund 427 Säugetier-, um die 1.294 Vogel- und mehr als 370 Reptilienarten. Darüber hinaus beherbergt der Wald mindestens 40.000 Pflanzenarten und jedes Jahr werden neue Arten entdeckt. Seit 1999 wurden mehr als 2.200 Arten klassifiziert, darunter ein Affe, der wie eine Katze schnurrt. Auch viele Menschen sind für ihr Überleben auf die Ressourcen des Waldes angewiesen, da die Region von rund 350 indigenen Völkern bewohnt wird, die oft sehr alte Traditionen und Bräuche wahren.

Amazonas Regenwald – Quelle für moderne Pharmazeutika

Obwohl heutzutage die meisten Medikamente durch chemische Syntheseverfahren gewonnen werden, sind viele Wirkstoffe natürlichen Ursprungs. Genauer gesagt, werden sie aus Pflanzen gewonnen. Der Tropenwald hat uns bereits Dutzende von Substanzen geschenkt, die die westliche Medizin revolutioniert haben. Einige Beispiele sind Curare (Strychnos toxifera), das als Schlüsselkomponente in Anästhetika verwendet wird, und Cinchona (Cinchona officinalis) gegen Malaria.

Deshalb ist in den letzten Jahren das Interesse der Pharmaunternehmen an der Suche nach neuen Rezepturen und Wirkstoffen pflanzlichen Ursprungs für die Behandlung von Krebs, HIV und anderen Krankheiten wieder gestiegen. Der Fokus liegt dabei vor allem auf den reichhaltigsten und noch zu erforschenden Ökosystemen, wie den tropischen Wäldern.

Man geht davon aus, dass im Amazonas Regenwald noch viele neue Wirkstoffe entdeckt werden können, da das Amazonasgebiet zu den biologisch vielfältigsten Quellen auf dem Planeten gehört. Dort sind auch die sogenannten Curanderos, einheimische Heiler, zu finden, die das Wissen der traditionellen Medizin von Generation zu Generation weitergeben.

Barserikowi’i – Das Zentrum für indigene Medizin in Manaus

Das erste Zentrum für indigene Medizin am Amazonas, genannt Barserikowi'i, hat 2017 in Manaus seinen Betrieb aufgenommen. Dort behandeln Ureinwohner aus verschiedenen Regionen des oberen Rio Negro indigene und nicht indigene Menschen.
Es gibt zwei Behandlungsmethoden, die von den Spezialisten, den sogenannten Kumuã (Plural von Kumu in der Tukano-Sprache), angewendet werden. Zum einen die Heilpflanzen aus dem Amazonas Regenwald und zum anderen die Bahsese. Bahsese ist eine Art Segen den die Heiler aussprechen, um heilende Kräfte zu aktivieren.

Heilpflanzen aus Brasilien

Die Liste der traditionellen Heilpflanzen aus dem Amazonas Regenwald ist sehr umfangreich. Daher nennen wir hier eine kleine Auswahl von Heilpflanzen aus Brasilien, deren Wirkung bereits erforscht wurde.

Guaraná (Paullinia cupana)

Guaraná ist eine Kletterpflanze, die im Amazonas Regenwald beheimatet ist. Sie wächst spontan entlang von Flussläufen und kann bis zu 13 Meter hoch werden. Im Anbau für die industrielle Nutzung wird sie als Strauch gezüchtet, wobei sie eine Höhe von etwa 2 Metern erreicht. Relevant sind die Samen der Pflanze, die reich an koffeinähnlichen Wirkstoffen sind. Guaranine ist der wichtigste davon. Guaraná wird zum Beispiel zur Stimulierung des Nervensystems verwendet. Weitere Eigenschaften sind die Reduzierung von Müdigkeit, Verbesserung des Gedächtnisses, eine hypoglykämische und antioxidative Wirkung.

Açai (Euterpe oleracea)

Açai ist die Frucht der Euterpe oleracea, einer Palme, die im Amazonasgebiet wächst. Die ernährungsphysiologischen Eigenschaften dieser heidelbeergroßen Frucht waren bereits in präkolumbianischer Zeit bekannt, als sie eines der Hauptnahrungsmittel der Amazonasvölker war. Açai hat pflanzliche Ballaststoffe, die Vitamine A, B, C, E, Mineralien und Antioxidantien und schützt das neuronale System.

Acerola (Malpighia spp.)

Die rote Frucht dieser Pflanze ähnelt einer Kirsche, enthält aber im Inneren Fruchtfleisch mit einem sehr sauren Geschmack. Der Säuregehalt weist auf das Vorhandensein von Vitamin C hin, das etwa 30-mal höher ist als in Orangen. Die Acerola enthält auch reichlich Mineralien, wie Kalium und Magnesium, und Antioxidantien. Der Acerolaextrakt hat dank seiner Wirkstoffe antioxidative und tonisierende Eigenschaften und hilft Erkältungen vorzubeugen.

Pitanga (Eugenia uniflora)

Pitanga ist ein Strauch, der wild im südamerikanischen Tropenwaldgebiet, einschließlich Brasilien, wächst. Dieser Baum kann bis zu 7,5 Meter hoch werden und zeichnet sich durch seine feinen Äste und glatte, dunkle Rinde aus. Die Frucht hat interessante ernährungsphysiologische Eigenschaften. Sie ist eine Quelle von Vitamin A, Kalzium, Phosphor und Eisen. Pitangablätter können für die Zubereitung von verdauungsfördernden und harntreibenden Tees und zur Beruhigung von Durchfall verwendet werden. Mit der Rinde abgekochtes Wasser hat antiseptische Eigenschaften und wird traditionell als Mundspülung bei Infektionen der Mundhöhle verwendet.

Es gibt viele weitere Heilmittel aus dem Amazonas Regenwald wie das Copaiba-Öl, das als stark entzündungshemmend gilt. Das Öl wird bei den indigenen Ureinwohnern als natürliches Antibiotikum schon seit langer Zeit für medizinische Zwecke verwendet. Wie zum Beispiel bei Bronchitis, Gastritis und Infektionen der Harnwege, Neurodermitis, Nagelpilz, Akne oder Hautunreinheiten.
Die Murapuama-Rinde etwa wird als neuromuskuläres Tonikum, Aphrodisiakum, gegen Schwäche, Grippe, Impotenz und chronischen Rheumatismus verwendet.
Die Heilpflanze Saracura-mirá ist im Volksmund auch als „Cerveja do Indio“, auf Deutsch „Bier der Ureinwohner“, bekannt. Sie gilt als energetisch und wird bei der Behandlung von körperlicher und sexueller Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Nervosität und Gedächtnisschwäche verwendet.

Wie Sie sehen, ist das Amazonasgebiet weitaus mehr als nur ein beliebtes Ziel im Brasilien Urlaub. Dort befinden sich knapp 20 Prozent des Süßwassers der Erde, es werden viele Tonnen von CO² gespeichert, und gleichzeitig ist im Amazonas Regenwald auch noch die größte Apotheke unter freiem Himmel zu finden!

Quellen: www.greenpeace.org, www.nationalgeographic.de, www.regenwald.org, www.wwf.org.br

Quelle: Aventura do Brasil