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Azulejos in Brasilien

11.12.2020
Azulejos in Sao Luis

Azulejos, mehr als nur bunte Verzierungen

Weiße Sandstrände, tropischer Regenwald und lebendige Großstädte mit einzigartigen Sehenswürdigkeiten gehören meistens zu einem Brasilien Urlaub dazu. Doch Brasilien ist mehr als das. Brasilien ist bunt, fröhlich und vielfältig und das sieht man auch an den Häusern. Bunt gestrichene Häuser sind in Brasilien kein seltener Anblick. Aber sind Ihnen schon einmal die vielen mit Fliesen verzierten Häuser aufgefallen? Azulejos, wie die Fliesen auf Portugiesisch heißen, haben ihre eigene Tradition, die wir uns heute ein bisschen genauer anschauen werden.

Wie die Azulejos nach Brasilien kamen

Fliesen sind eine der ältesten Formen der dekorativen Kunst. In der Architektur werden sie seit jeher auf Grund ihrer Langlebigkeit, ihrer technischen Eigenschaften und ihres visuellen Reichtums häufig verwendet. Der Name „Azulejo“ leitet sich vom arabischen Wort „Al-zulaij“ ab, was so viel wie „kleiner polierter Stein“ bedeutet.

Die Geschichte der Fliesen reicht bis zu den ersten Zivilisationen zurück. Es ist bekannt, dass bereits die Ägypter im vierten Jahrtausend vor Christus ihre Häuser mit blau glasierten Ziegeln verzierten. Die muslimischen Reiche waren für die Verbreitung von Keramik als Wandverkleidung verantwortlich. Unter dem Einfluss der chinesischen Keramik begannen sie bald, Fliesen sowohl im Innen- als auch im Außenbereich zu verwenden.

Im 16. Jahrhundert begannen die Azulejos sich auch auf der Iberischen Halbinsel zu verbreiten. Auf einer Reise nach Spanien im Jahr 1498 lernte König Manuel I. wie man die Fliesen herstellt und bemalt. Der Glanz, die Üppigkeit und die Fantasie der ornamentalen Motive kamen aus dem Osten. Aus China kam das Blau des Porzellans, das in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts den Fliesenkompositionen einen sich nicht wiederholenden Charakter verlieh, voller Dynamik und bewegter Formen. Die Fliesen waren in öffentlichen, privaten und religiösen Gebäuden weit verbreitet und verkleideten Innenwände und Fassaden.

Durch die portugiesische Kolonisierung Brasiliens wurden die Azulejos, die gleiche Technik und die gleichen Materialien auch nach Brasilien gebracht. Während des 17. Jahrhunderts entwickelten sich die Azulejos in beiden Ländern weiter und erreichten ein hohes dekoratives Niveau. In Brasilien erreichten bunt gemusterte Azulejos in Form von Teppichen, die von kleineren Fliesen umrahmt waren, nicht die gleiche Bedeutung wie in Portugal, waren aber vor allem in Pernambuco und Bahia gut vertreten.

Am Ende des 17. Jahrhunderts verlor die bunte Keramik im italienischen Stil ihren Platz an die Neuheit des blauen Porzellans, das aus China importiert und dann in Holland, England und Italien kopiert wurde. So begannen auch die Portugiesen die Azulejos in zwei verschiedenen Blautönen zu produzieren. Die schönsten Exemplare wurden nach Brasilien geschickt, wie zum Beispiel die blau gemusterten Fliesen, die das Innere der Kirche Nossa Senhora dos Prazeres in den Montes Guararapes in Pernambuco auskleideten.

In der brasilianischen Kolonie wurden die portugiesischen und holländischen Azulejos sehr gut aufgenommen und in die Kultur integriert, sowohl wegen ihrer dekorativen als auch ihrer technischen Eigenschaften, denn die Fliesen sind wasserdicht, schützen vor Feuchtigkeit, sind leicht zu reinigen und reflektieren die Sonne, was einen besseren thermischen Komfort an den Fassaden gewährleistet. Schöne Beispiele aus der Kolonialzeit findet man vor allem im Norden, Nordosten und in Rio de Janeiro, wie zum Beispiel die schönen Tafeln aus dem 18. Jahrhundert in der kleinen Kirche Nossa Senhora da Glória do Outeiro.

Ab den 1930er Jahren kam es im Zuge der modernen brasilianischen Architektur zu einer Wiederverwendung von Fliesen, vor allem durch die neokoloniale Bewegung, die die Verwendung von lokalen Materialien anstrebte. 1940 gründete Paulo Rossi Osir die Fliesenfirma Osiarte, die unglaubliche Werke, wie die Portinari-Tafel im Ministerium für Erziehung und öffentliche Gesundheit in Rio de Janeiro ausführte. Das Projekt wurde 1945 von Le Corbusier in Zusammenarbeit mit Lúcio Costa, Oscar Niemeyer und Affonso Reidy abgeschlossen.

São Luís – Eine Stadt aus Fliesen

São Luís, die Hauptstadt von Maranhão, hat viele Spitznamen. Einer davon ist „Cidade dos Azulejos“, „Stadt der Fliesen“. Besucht man das historische Zentrum von São Luís, hat man den Eindruck, dass dies eine Stadt aus Porzellan sei, denn so viele Fliesen wie hier, bekommt man selten in einer Stadt zu sehen. Das historische Zentrum von São Luís wurde 1997 zum Weltkulturerbe erklärt. Viele der Gebäude stammen noch aus der Kolonial- und Kaiserzeit.

São Luís wurde von den Franzosen gegründet, von den Holländern erobert und von den Portugiesen kolonisiert. Es wird erzählt, dass man sich beim Bau von São Luís dafür entschied, die Fassaden mit Fliesen zu verkleiden, da diese den klimatischen Bedingungen der Region am besten entsprachen. Mit anderen Worten, Fliesen sind resistent gegen sehr starke Sommersonne, gegen viel Regen und wirken auch als Wärmeisolator. Auf diese Weise wird das Raumklima kühler und angenehmer. Die meisten der in São Luís verwendeten Fliesen stammten übrigens aus Portugal.

Wie Sie sehen, haben Azulejos in Brasilien ihre eigene Geschichte. Halten Sie auf Ihrer nächsten Brasilien Reise die Augen offen. Mit etwas Glück werden Sie einige Azulejos zu Gesicht bekommen, vor allem wenn Sie im Nordosten Brasiliens unterwegs sind.

Quellen: memoria.ebc.com.br, www.belasartes.br, www.natgeo.pt, www.wikipedia.org

Quelle: Aventura do Brasil