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Die Geschichte Brasiliens - vom Ureinwohner zur Unabhängigkeit

18.01.2021
Höhlenmalereien geben Aufschluss über Brasiliens Geschichte

Wer Brasilien auf einer Reise erkundet, ist meist beeindruckt von der Vielfalt des Landes. Die verschiedenen Regionen, Ökosysteme und Vegetationszonen, Kulturen und Völker bilden ein buntes, mannigfaltiges Bild. Zum besseren Verständnis und zur Einordnung der Eindrücke lohnt sich ein Blick auf die interessante Geschichte des Landes, seine Geografie und vor allem seine Menschen. Achten Sie während einer Brasilien Reise auf Ortsnamen, Straßennamen, historische Plätze und besuchen Sie traditionelle Feste und Kulturereignisse. Die Geschichte Brasiliens wird so auf einer Reise allgegenwärtig und zum Greifen nah.

Die Besiedelung Brasiliens

Die spannende Frage nach der Besiedelung Südamerikas und Brasiliens von den Ureinwohnern ist bis heute im Fokus der Wissenschaft und lässt viele Fragen offen. Archäologen, Anthropologen, Historiker, Biologen und Geowissenschaftler versuchen die Geschichte der Völkerwanderungen zu vervollständigen. Während in den Nachbarländern Brasiliens und in Mittelamerika die Hochkulturen der Azteken, Maya und Inka Monumente und Inschriften hinterließen, sind in Brasilien vergleichsweise nur wenige Zeugnisse der Bewohner vor Ankunft der Europäer erhalten.
Aber es finden sich doch einige Funde und sogar eindrucksvolle Felsenmalereien. Die bekannteste archäologische Fundstätte in diesem Zusammenhang liegt im Bundesstaat Piauí im Nordosten Brasiliens. Hier können Besucher im Nationalpark Serra da Capivara zahlreiche Höhlenmalereien der Ureinwohner bestaunen. Die Feuerstellen bei den Ausgrabungen wurden auf einen Zeitraum von bis zu 32.000 Jahren vor Christus datiert. Damit wären sie die ältesten Zeugnisse menschlicher Siedlungen des amerikanischen Kontinents und der Vergleich mit den vorherrschenden Theorien zur Besiedelung Amerikas über Alaska zeigt, dass dieser Zeitraum mit den Funden nicht in Einklang zu bringen ist. Des Weiteren wurden im Bundesstaat Minas Gerais menschliche Überreste gefunden, deren Skelettstruktur auf eine Verwandtschaft mit polynesischen Ureinwohnern deutet. Die Forschungsarbeiten zur Herkunftsgeschichte der Ureinwohner Brasiliens sind also noch lange nicht zu Ende.

Die Ureinwohner Brasiliens

Im Gebiet des heutigen Brasilien lebten bis Ankunft der Europäer schätzungsweise über 2.000 verschiedene Stämme. Aufzeichnungen und Informationen über sie beziehen sich meist nur auf Erzählungen, mündliche Überlieferungen oder Berichte der ersten Europäer und Missionare. Anders als die Hochkulturen der Inka und Azteken, lebten die Menschen als Halbnomaden, Jäger und Sammler vom Fischfang, der Jagd, den Produkten des Waldes und dem Maniokanbau. Der britische Offizier und Landvermesser Percy Fawcett glaubte jedoch an eine unbekannte und versunkene Stadt in Brasilien und begab sich auf abenteuerliche Expeditionen in den Dschungel, wo er 1925 im Gebiet des Oberlaufes des Rio Xingu, im heutigen Bundesstaat Mato Grosso, verscholl.
Die größte indigene Gruppe von damals mit etwa 1 Millionen Menschen waren die Tupi. Deren Sprache galt bis Ende des 18. Jahrhunderts im Nordosten sogar unter den Europäern als Umgangssprache und lebt bis heute in den Namen der Städte, Flüsse und Landschaftsmerkmale fort. Viele Ortsnamen Brasiliens beginnen beispielsweise mit „Ita-“, das übersetzt Stein oder Fels bedeutet, wie der beliebte Küstenort Itacaré.
Nach 1500 wurden die Ureinwohner Brasiliens massiv durch die Europäer dezimiert, bekämpft und erlagen zu großen Teilen eingeschleppten Krankheiten. In heutiger Zeit leben nur noch vereinzelte Familiengruppen der Tupi in ihren angestammten Territorien entlang des Küstenstreifens im Regenwald Mata Atlântica im Nordosten des Landes.
Einer der bekanntesten Stämme Zentralbrasiliens sind die Xavante, die als gute und besonders stolze Krieger gelten und auf Grund ihrer physischen Stärke in der Kolonialzeit auf den Fazendas versklavt wurden. Sie waren einst die Bewohner des Cerrado und des Pantanal in Mato Grosso und zählen heute noch circa 15.500 Angehörige, die verteilt in zehn Reservaten leben.
Auch die Guaraní, die einst ganz Mittel- und Südbrasilien bevölkerten, leben nur noch in vereinzelten Reservaten und müssen sich weiter gegen Landraub und den Eindrang der Landwirtschaft, insbesondere der Viehwirtschaft, behaupten.
Insgesamt werden derzeit 225 verschiedene Stämme gezählt und schätzungsweise 70 weitere, die bisher isoliert und ohne Kontakt zur Außenwelt im Amazonasgebiet leben. Die Zahl der indigenen Bevölkerung Brasiliens beläuft sich auf etwa 820.000, was im Jahre 2020 nur 0,4 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht.

Die Kolonialzeit in Brasilien

Das wohl einschneidendste Ereignis in der bekannten Geschichte Brasiliens ist die Ankunft der Europäer im Jahre 1499 an der Amazonasmündung. Ein Jahr darauf erreichte der Portugiese Pedro Álvares Cabral am 22. April 1500 die Küste nahe der Stadt Porto Seguro im heutigen Bundesstaat Bahia und nahm das Land in Besitz.
Während der nächsten 100 Jahre kamen mehr und mehr Europäer in das Land und gründeten unter anderem die heute bekannten Städte Salvador (1549), São Paulo (1554) und Rio de Janeiro (1565). Die bunte Kolonialarchitektur, die prunkvollen Kirchen und geschichtsträchtigen Plätze können Besucher heute noch an vielen Orten bewundern.
Der Export des Brasilholzes gab übrigens Brasilien in dieser Epoche seinen Namen. Die Bäume wurden in weiten Teilen abgeholzt und zur Färbung von Stoffen verwendet. Heute stehen sie unter strengem Schutz und können im Nationalpark Pau Brasil in Bahia auf einer Brasilien Reise bestaunt werden.
Den wohl größten Einfluss der Kolonialisierung auf Brasilien hat jedoch der Beginn der Plantagenwirtschaft und des Bergbaus. Er eröffnet eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte Brasiliens, denn schätzungsweise 5 Millionen Menschen wurden ab 1538 aus Afrika verschifft und auf den Zuckerrohrplantagen, Fazendas und in den Gold- oder Diamantenminen versklavt. Erst als letztes Land der westlichen Hemisphäre wurde die Sklaverei in Brasilien 1888 endgültig per Gesetz verboten.
Dieser Teil der Geschichte Brasiliens ist in Salvador da Bahia allgegenwärtig. Der Pelourinho, der ehemalige Pranger und Sklavenmarkt inmitten der Altstadt, ist eines der bekanntesten Touristenziele und ein UNESCO Weltkulturerbe. Außerdem lebt die afrikanische Herkunft und Kultur in der Kunst, im Tanz, den typischen Speisen wie Acarajé, im Glauben an die Orixas und der Musik weiter und ist so im Alltag vieler Brasilianer stets präsent.

Die Unabhängigkeit und der Weg in die Demokratie

Bereits Ende des 18. Jahrhunderts kam es zu mehreren Aufständen gegen die portugiesische Vorherrschaft, sodass sich die Beziehung zur Monarchie weiter verschlechterte. Um dem Ruf der Bevölkerung zu folgen, setzte sich Prinz Dom Pedro am 7. September 1822 an die Spitze der Unabhängigkeitsbewegung. Brasilien wurde daraufhin zum Kaiserreich erklärt und er führte so zur Loslösung von der portugiesischen Kolonialmacht. Der 7. September wird daher bis heute als Nationalfeiertag landesweit gefeiert.
Das Verbot der Sklaverei 1888 legte einen weiteren Grundstein für die Unabhängigkeit Brasiliens von der portugiesischen Krone, denn die Großgrundbesitzer waren nicht erfreut über diese Entscheidung. Auch die Besitzer der Minen wollten am Reichtum des Landes direkt verdienen und die Bodenschätze nicht weiter der portugiesischen Herrschaft überlassen. Im darauffolgenden Jahr 1889 kam es schließlich zum Putsch, Kaiser Pedro II. wurde gestürzt und Manuel Rodeo da Fonseca rief die Republik der Vereinten Staaten von Brasilien aus.
Die junge Demokratie kam jedoch nicht zur Ruhe. Es bildeten sich oligarchische Systeme der politischen Führer, denen Manipulation und Wahlbetrug vorgeworfen wurde. Die Unzufriedenheit gipfelte in einem weiteren Aufstand 1930 unter der Führung von Getúlio Dornelles Vargas, der daraufhin Präsident Brasiliens wurde. Die Ära Vargas leitete eine neue, autoritäre Regierungsform ein, bedeutete wirtschaftlichen Wachstum, Industrialisierung und neue Arbeitnehmerrechte, aber auch eine strenge Herrschaft, die keine oppositionellen Gruppierungen zuließ. Als das Militär schließlich 1954 den Rücktritt Vargas' durchsetzte und er seines Amtes enthoben wurde, beging er Selbstmord. Um der politischen Unruhe der Folgejahre ein Ende zu setzen, putschte das Militär 1964 und setzte eine Militärregierung ein, die zunehmend die Macht des Militärs weiter stärkte. Proteste, Studentenunruhen und Streiks wurden niedergeschlagen und führten zu politischen Säuberungen, Zensur und zur Aufhebung der Grund- und Bürgerrechte der Menschen. Bis heute sind staatliche Morde, Folter und das Verschwinden von Personen in dieser Zeit nicht komplett aufgearbeitet. Die Militärdiktatur endete 1985 als inmitten der Wirtschaftskrise die Militärregierung geschwächt war und erstmals wieder freie Wahlen zugelassen wurden.

Brasilien heute

Nach fast drei Legislaturperioden der Arbeiterpartei PT seit 2003 häuften sich inmitten der Wirtschaftskrise um 2010 Korruptionsskandale, die bis in höchste Ämter reichten. Im Zuge der Ermittlungen um den stattlichen Erdölkonzern Petrobras wird im Jahr 2016 ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsidentin Dilma Rousseff eingeleitet, deren Regierungskoalition sich zu gleicher Zeit auflöst. Sie wird daraufhin wegen fehlender Unterstützung abgesetzt. Da ihr bis heute keine Vergehen im Umgang mit den Staatsfinanzen nachgewiesen werden konnten, sprechen Unterstützer der PT und weite Teile der brasilianischen Bevölkerung von einem Staatsstreich. Nach einer Übergangsregierung unter Präsident Michel Temer kam es 2018 zu Neuwahlen. Seither regiert der bis dahin unbekannte, konservativ rechte Jair Bolsonaro als 38. Präsident Brasiliens.

Heute ist Brasilien ein bunter Vielvölkerstaat der Nachfahren von Europäern, afrikanischen Sklaven, indigenen Ureinwohnern und Siedlern verschiedener Einwanderungswellen wie Italienern, Deutschen, Polen, Libanesen und Japanern. Die Haupteinnahmequelle des Landes ist weiterhin der Export von Rohmaterialien aus der Landwirtschaft und dem Bergbau. Aber auch der Tourismus wächst jedes Jahr und Reisende aus aller Welt kommen um die Schönheiten der Natur und die vielfältige Kultur auf einem Brasilien Urlaub zu entdecken.

Quellen: www.fumdham.org.br, www.funai.gov.br

Quelle: Aventura do Brasil