Die neue größte Christusstatue in Brasilien und der Welt – Der „Cristo Protetor“

Die Statue „Cristo Redentor“, „Christus, der Erlöser“, ist, neben dem Zuckerhut, das berühmteste Wahrzeichen von Rio de Janeiro. Sie befindet sich südlich des Stadtzentrums auf dem 710 Meter hohen Corcovado-Berg, inmitten des wunderschönen Tijuca-Nationalparkes. Es gibt zwar zahlreiche Christusstatuen auf der ganzen Welt, aber keine ist so berühmt wie der Cristo Redentor in Rio. Wenn Sie eine Brasilien Reise unternehmen, ist ein Besuch ein absolutes Muss! Auf Grund eines gewagten Projektes einer kleinen südbrasilianischen Stadt ist der Cristo Redentor jedoch mittlerweile nicht mehr die größte Statue Brasiliens.

Der Christo Redentor wurde von dem Bauingenieur Heitor da Silva Costa anlässlich des 100. Jahrestages der brasilianischen Unabhängigkeit im Jahr 1922 entworfen. Auf Grund finanzieller Engpässe verzögerte sich der Bau der Statue erheblich, um fast 10 Jahre, und wurde erst 1931 abgeschlossen. Dies erforderte jedoch eine Zusammenarbeit mit dem Vatikan und Frankreich, um die Fertigstellung zu gewährleisten. Gleichzeitig wurde das Projekt zum Vorbild für viele andere Statuen, aber bis 1981 blieb der Christo Redentor die höchste aller brasilianischen Christusstatuen und der Welt. In Anbetracht der Bedeutung, die dieses Kunstwerk erlangen konnte, wurde es als eine der sieben inoffiziellen modernen Weltstatuen ausgewählt.

Das Wahrzeichen von Rio de Janeiro befindet sich im Tijuca-Nationalpark, genauer gesagt auf dem 710 Meter hohen Corcovado-Berg im Süden von Rio. Die 30 Meter hohe Statue steht auf einem 8 Meter hohen Sockel, in dem sich eine Kapelle befindet. Die Spannweite der Arme beträgt 28 Meter und das Bauwerk wiegt etwa 1.145 Tonnen. Für den Innenraum wurde Stahlbeton verwendet, während die Außenseite mit einer Specksteinschicht überzogen wurde, um die Statue vor Umwelteinflüssen zu schützen. Die Statue kann mit der Seilbahn oder dem Zug besichtigt werden. Von besonders sportlichen Reisenden kann der 710 Meter hohe Berg auch erwandert werden. Von der Spitze aus hat man an klaren Tagen einen wunderbaren Blick über Rio de Janeiro. Man kann die südlichen Stadtteile Copacabana und Ipanema sowie das Maracanã-Stadion und den Zuckerhut sehen.

Im Süden Brasiliens wurde jedoch 2019 mit dem Bau einer noch größeren Christusstatue, dem „Cristo Protetor“, „Christus, der Beschützer“, begonnen.

Diese neue höchste brasilianische Christusstatue wurde in Encantado errichtet, einer kleinen Stadt etwa 145 Kilometer nordwestlich der Regionalhauptstadt Porto Alegre, der Bundeshauptstadt von Rio Grande do Sul. Hinter der Idee, in dieser kleinen Stadt mit nur 22.000 Einwohnern, die 1915 von italienischen Einwanderern gegründet wurde, eine riesige Figur des Heilandes zu errichten, steht ein Gelübde. So sollen vor etwa zehn Jahren Familien aus der Region ein Gelübde abgelegt haben, einen Christus zu errichten, wenn Gott einen Kranken rettet. Außerdem hatte ein Pfarrer aus der Region vorgeschlagen, anlässlich des hundertjährigen Bestehens der Stadt, eine Christusstatue zu errichten.

Der damalige Bürgermeister Adroaldo Conzatti griff die Idee auf und kündigte an, die neue größte brasilianische Christusstatue zu errichten. Conzatti lancierte das Projekt 2019 und gründete zu diesem Zweck zusammen mit einigen Bürgern den Verein „Amigos de Cristo“, „Freunde Christi“. Der Verein übernahm sowohl die Projektplanung als auch das Fundraising für den Bau. Die Familien, die einst das Gelübde ablegten, stellten das Grundstück auf dem „Morro das Antenas“, dem „Antennenhügel“, zur Verfügung.

Die Bauarbeiten begannen schließlich Ende 2019, mussten aber auf Grund der Corona-Pandemie zwischen März und September 2020 pausieren. Die 37 Meter hohe Statue mit ihren über 36 Meter Länge ausgestreckten Armen steht auf einem 6 Meter hohen Sockel und misst insgesamt 43 Meter. Sie übertrifft damit den Cristo Redentor in Rio um fünf Meter, der 30 Meter plus den 8 Meter hohen Sockel misst. Zugleich sind die Baukosten erstaunlich niedrig. Eigentlich müsse man für eine Statue dieser Größe mit etwa sechs Millionen Reais, umgerechnet circa 880.000 Euro, rechnen, so der neue Bürgermeister Fontana. Zumal in die Figur ein Aufzug eingebaut wurde, der die Besucher zu einer Aussichtsplattform im Brustbereich der Figur bringt. Dank intelligenter Planung und effizienter Arbeit beliefen sich die Kosten umgerechnet jedoch nur auf knapp über 300.000 Euro. Das Geld für die neue höchste brasilianische Christusstatue wurde fast ausschließlich durch Spenden von Familien und Unternehmen aus der Region aufgebracht.

Die neue höchste Christusstatue Brasiliens soll nach den Worten des Bürgermeisters sowohl eine „Erneuerung des Glaubens“ als auch ein „Symbol der Dankbarkeit“ sein. Schon vor ihrer Fertigstellung im April 2022 gab es zahlreiche Anfragen von Reisenden. Für die Region, die bisher von der Produktion von Kosmetika und Landwirtschaft lebte, erhofft man sich durch den erwarteten religiösen Tourismus in Zukunft eine Belebung der Wirtschaft. Immerhin zieht das Modell auf dem Corcovado-Berg in Rio rund zwei Millionen Besucher pro Jahr an. Das lässt die Einwohner von Encantado mit Zuversicht in die Zukunft blicken. Wenn Sie also einen Brasilien Urlaub im Süden Brasiliens planen, sollten Sie unbedingt einen Zwischenstopp in Encantado einlegen und die neue höchste Christusstatue der Welt besuchen!

Der Cristo Redentor in Rio de Janeiro ist wohl die berühmteste Christusstatue, aber es gibt jetzt ein neues Denkmal im Süden Brasiliens, das Einheimische und Reisende gleichermaßen besuchen möchten. Mit einer sehr schönen Hintergrundgeschichte, die zur Symbolik der Statue passt, gibt es jetzt eine neue Attraktion, die man bei Brasilien Reisen unbedingt gesehen haben sollte. Denn es handelt sich nicht nur um die neue höchste brasilianische Christusstatue, sondern gleichzeitig um die größte der Welt. Bis November 2022 hat der Cristo Protetor immerhin bereits über 100.000 Besucher angelockt. Ein echter Lichtblick für den Tourismus im Süden Brasiliens!

Quellen: catholicnewsagency.com, www.blickpunkt-lateinamerika.de, www.brasiloo.de, www.monopol-magazin.de, www.pro-medienmagazin.de