Karneval in Brasilien 2022 – Was findet statt?

Karneval ist jedes Jahr das größte Ereignis in Brasilien. Das Land ist bekannt für seinen Samba, die bombastischen Kostüme und die ausgelassenen Straßenpartys. Allein in Rio de Janeiro feiern jedes Jahr mehr als drei Millionen Besucher den Karneval. Für viele Brasilien Reisende geht sicherlich ein kleiner Traum in Erfüllung, wenn sie diese besonderen Tage miterleben können.

Wegen der Corona-Pandemie musste Brasilien schon im Jahr 2021 den Karneval aussetzen, und das zum ersten Mal seit 1840. Für dieses Jahr bestand lange Zeit die Hoffnung, dass der Karneval wie gewohnt stattfinden kann. Mit dem Fortschreiten der Impfkampagne sank die Zahl der Corona-Toten in den letzten Monaten in Brasilien. Mittlerweile sind über 80 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft (Stand 21. Februar 2022). Diese positive Entwicklung motivierte viele Sambaschulen, sich auf das Großereignis Ende Februar vorzubereiten. Denn die Schulen verbringen mehrere Monate mit der Organisation ihrer Show. Sie basteln aufwendige Kostüme und Wagen und studieren anspruchsvolle Choreographien ein.

Die Omikron-Variante hat zuletzt die Infektionszahlen wieder ansteigen lassen. Schon im Dezember hatten mehrere Bürgermeister und Gouverneure davor gewarnt, dass Corona-Schutzmaßnahmen bei den Straßenfesten kaum eingehalten und kontrolliert werden könnten. Einlasskontrollen wären durch die Menschenmassen auf den Straßen quasi unmöglich.

Nun wurde auch der offizielle Teil, der Umzug der Sambaschulen, verschoben. Die Betonung liegt hier auf verschoben, denn im Gegenteil zum letzten Jahr wurden die Paraden nicht vollends abgesagt. Man baut auf ein Abflachen der aktuellen Corona-Welle bis Mitte April und möchte den Karneval dann nachfeiern. Ein Datum steht auch schon fest: der 21. April, der nationale Feiertag Tiradentes. An diesem Tag, seinem Todestag, wird landesweit dem gleichnamigen Freiheitskämpfer und Nationalhelden aus dem 18. Jahrhundert gedacht.

Somit findet der berühmteste Umzug im Sambodrom in Rio de Janeiro nicht wie gewohnt statt. Und auch in São Paulo, der bevölkerungsreichsten Stadt Brasiliens, werden die Straßen Ende Februar leer sein und das Sambodrom bleibt verwaist. Den Beschluss teilten die beiden Bürgermeister in einer gemeinsamen Erklärung mit. Zuvor hatten sie in einer Videokonferenz mit Vertretern der Sambaschulen und den Gesundheitsbehörden intensiv über das weitere Vorgehen beraten. Angesichts der aktuellen Pandemie-Lage müssten Leben geschützt werden, so die Bürgermeister.

Die Vereinigung der Sambaschulen von Rio und São Paulo steht hinter dieser Entscheidung. Die Schulen hoffen, dass sie im April den Karneval mit der Freude und Leichtigkeit nachholen können, die das Fest prägen. Und nicht dominiert von der Angst vor einer Verschlimmerung der Pandemie.

Eine gänzliche Absage würde nach dem Ausfall vom letzten Jahr einen weiteren Verlust an Einnahmen in Millionenhöhe bedeuten. Denn der Karneval ist neben seiner kulturellen Bedeutung auch eine wirtschaftliche Einnahmequelle für Brasiliens Städte. Laut dem Portal „Carnavalesco“ bringen die Festlichkeiten allein Rio de Janeiro umgerechnet etwa 620 Millionen Euro pro Jahr ein.

Auch in Florianópolis, einem beliebten Urlaubsziel im Süden Brasiliens, steht schon seit Anfang Januar fest, dass es keine Show und keine Straßenumzüge zu Karneval geben wird. Der Bürgermeister der Stadt, Gean Lourerio, erkannte an, dass der Karneval von großer Bedeutung für die Kultur und die Identität des Landes ist. Zum jetzigen Zeitpunkt der Pandemie müsste jedoch Vorsicht vor neuen Ansteckungen oberste Priorität haben. Weitere Städte wie Salvador da Bahia und Olinda verzichten ebenfalls auf die traditionellen Karnevalsfeiern zu Gunsten einer vorsichtigen Politik.

So hofft das Land auf einen verspäteten Karneval im April. Für alle Karnevalsbegeisterten wartet während des Brasilien Urlaubes sonst der Carnatal in Natal. Carnatal ist die größte Karnevalsparty Brasiliens außerhalb der Karnevalszeit. Seit 1991 findet das Fest jährlich im Dezember statt.
Als eine weitere Alternative empfehlen wir den Film „O Samba“ von Georges Gachot. Der Dokumentarfilm zeigt die vielseitige Welt des brasilianischen Samba. Am 5. Mai 2014 feierte der Film auf dem internationalen Filmfestival „Festival Cinéma brésilien“ in Paris seine Premiere.

Quellen: www.dw.com, www.g1.globo.com