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Pará und die Geheimnisse des Regenwaldes

10.05.2021
Schiff bei Alter do Chao

Fernab der bekannten Metropolen und bedeckt von scheinbar endlosem Amazonas Regenwald liegt Pará im Norden Brasiliens. Auf einer Rundreise ist dieser scheinbar abgelegene Bundesstaat meist nicht auf der Reiseroute zu finden. Dabei grenzt Pará westlich direkt an den Bundesstaat Amazonas und der gesamte untere Verlauf des Amazonas Flusses liegt ebenfalls in Pará. Reisende, die die Geheimnisse des Regenwaldes auf einer Brasilien Reise erleben möchten, können in Pará einzigartige Natur entdecken, hautnah in das Leben der Menschen am Amazonas eintauchen und sich kulinarisch überraschen lassen.
Kulturelle Highlights, wie das Sairé Fest voller farbenfroher Carimbó Tänze, verzaubern jedes Jahr Einheimische und Besucher. Brasilien Reisende, die die Geschichte Brasiliens erleben möchten, finden in Pará zahlreiche historische Orte, wie die koloniale Altstadt Beléms, die verlassenen Kautschukplantagen und Geisterstädte von Fordlândia und die Felsenmalereien der ersten Ureinwohner Brasiliens im Staatspark von Monte Alegre.

Die Geografie des Bundesstaates Pará – Über den Äquator hinaus nach Norden

Um die gigantischen Ausmaße, die sozialen und ökologischen Zusammenhänge dieses unter Brasilien Reisenden oft unbekannten, aber immens großen Terrains zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf ein paar geografische Zahlen.

Pará ist nach dem Bundesstaat Amazonas der zweitgrößte Brasiliens, mit einer Fläche von 1.245.870 Quadratkilometern und ist damit etwa so groß wie ganz Angola, beziehungsweise dreieinhalb mal größer als Deutschland oder dreimal größer als Kalifornien. In Luftlinie bedeutet dies eine Distanz von etwa 1.350 Kilometern (850 Meilen) in Nord-Süd-Richtung und über 1.000 Kilometern (700 Meilen) von Ost nach West. Jedoch leben hier nur circa 8,5 Millionen Menschen, was etwa einem Zehntel der Einwohnerzahl Deutschlands entspricht.

Im Norden grenzt Pará an Suriname und Guyana und ist national von den Bundesstaaten Amapá, Maranhão, Tocantins, Mato Grosso, Amazonas und Roraima umgeben.
Belém, die Hauptstadt des Bundesstaates, ist mit etwa 1,5 Millionen Einwohnern die größte Stadt, gefolgt von Santarém und Marabá mit je rund 300.000 Einwohnern.
Die riesige Fläche Parás ist kaum vom offiziellen Straßennetz erschlossen und noch zu weiten Teilen vom Amazonas Regenwald bedeckt. Daneben finden sich auch vereinzelte Vegetationsflächen des Cerrado und Mangrovenwälder entlang der Atlantikküste.
Abgesehen vom Amazonas selbst, fließen einige der größten Flüsse Brasiliens und Südamerikas durch Pará. Dazu gehören der Rio Tapajós, der Rio Xingu und der Rio Tocantins.

Kulinarische Schatzkiste der Natur – Paranuss, Caju und Açai

Auf einer Reise nach Pará sollten sich Besucher die kulinarischen Schätze der Natur nicht entgehen lassen. Die Küche von Pará wurde bereits zur besten Brasiliens gekürt, wobei zu beachten ist, dass der Vergleich mit anderen Regionen etwas hinkt, da es sich bei vielen der Zutaten nicht um die brasilianischen Klassiker handelt, sondern um Produkte des Amazonas Regenwaldes. Die Basis der meisten Gerichte ist die Maniokpflanze, deren Wurzel, Blätter, Saft und Stärke in den unterschiedlichsten Varianten verarbeitet werden.

Die international bekannte Paranuss kommt, wie der Name schon sagt, aus Pará und wird hier als Castanha do Pará bezeichnet. Die Paranussbäume sind für das geübte Auge unverkennbar, da sie mit mit hohen, geraden Stämmen meist die Baumwipfel des Waldes überragen und eine charakteristische, runde Baumkrone bilden. Paranüsse werden direkt an Straßenständen und auf Märkten verkauft und meist als Zutat für Süßwaren verwendet.

Auch Caju hat seinen Platz im internationalen Sortiment gefunden. Die Europäer haben den indigenen Namen übernommen, wenn auch mit einer anderen Schreibweise, denn die Castanha de Caju ist auf der ganzen Welt nur als Cashewnuss bekannt. Die birnenförmigen Früchte, an denen unterhalb die Nuss hängt, sind sehr süß, fruchtig und faserig, mit einer dünnen Schale. Am besten isst man sie wie die Einheimischen direkt vom Baum, beißt ein Stück der Spitze ab und saugt den süßen Saft heraus. Die Früchte sind nach der Ernte kaum haltbar und müssen direkt weiterverarbeitet werden. Meist werden sie eingekocht und als Doce de Caju in kleinen Portionen verkauft. Der intensiv süße Geruch der Früchte durchzieht ganz Pará zur Reifezeit.

Açai ist eine weitere Frucht, die aus dem Leben in Pará nicht wegzudenken ist. Die kleinen, dunklen Beeren wachsen in Trauben an den hohen, schlanken, gleichnamigen Palmen. Die reichhaltigen Früchte werden in einer Art Zylinder geschlagen, sodass sich das dünne Fruchtfleisch von den Kernen löst, das anschließend als Püree verkauft wird. Im Gegensatz zu anderen Landesteilen wird in Pará das pure Açai süß oder salzig als Beilage zu Fisch gegessen.
Da Açai innerhalb weniger Stunden säuerlich wird und den Geschmack nach dem Einfrieren etwas verliert, sind sich die Einheimischen einig, dass es echtes Açai außerhalb von Pará nicht geben kann.
Açai, wenn auch in verdünnter Form, können Brasilien Reisende fast im ganzen Land in den Saftbars probieren.

Die Menschen in Pará – Tradition und Gegenwart

Der Bundesstaat Pará weist heute, geschichtlich bedingt, eine der größten ethnischen Diversitäten Brasiliens auf. Abgesehen von den Einwohnern europäischen Ursprungs, leben hier mehr als 55 ethnische, indigene Gruppen in 64 verschiedenen Reservaten, die drei Dutzend Sprachen sprechen. Zu den indigenen Stämmen gehören unter anderem die Karib, Macro Jê, Pano, Nheengatu, Tupi, Juruna und Munduruku. Aber es gibt auch bis heute isolierte Stämme, wie beispielsweise die Ituna Itatá, die in einem Reservat am Rio Xingu leben.

Prozentual leben die meisten Menschen in Pará in den Städten Belém, Santarém, Marabá und Altamira.
Die Flussufer sind zu großen Teilen von den Ribeirinhos bewohnt, deren Holzhäuser meist auf Stelzen gebaut sind. Die Ribeirinhos haben europäische, afrikanische und zum größten Teil indigene Wurzeln, gehören aber keinem spezifischen Stamm an.
Viele der indigenen Einwohner Parás leben zurückgezogen entlang der kleinen Seitenarme in Dorfgemeinschaften, auf Portugiesisch Aldeias. Wobei diese Zurückgezogenheit mit der Verdrängung und Ausrottung der Ureinwohner während der Kolonialzeit durch die Europäer zu tun hat.

Heute sind das traditionelle Leben und der Lebensraum der Menschen stark durch illegale Abholzung, Landraub und unkontrollierte Goldminen bedroht.
Aber auch legale Projekte internationaler Konzerne der Rohstoffgewinnung oder nationaler Energieunternehmen haben einen großen Einfluss auf das Leben der Menschen und auf die Natur in Pará.

Eines der bekanntesten und umstrittensten Projekte ist der Staudamm des Belo Monte Wasserkraftwerkes am Rio Xingu, nahe der Stadt Altamira. Der Bau wurde im Jahre 2019 fertiggestellt. Es ist mit einer Leistung von 11.250 Megawatt die Nummer fünf der weltweit leistungsstärksten Wasserkraftwerke. In Folge der Überflutung von mehr als 500 Quadratkilometern, mussten bis zu 40.000 meist indigene Anwohner ihre angestammten Gebiete verlassen und umgesiedelt werden. Dazu kommen bisher noch nicht absehbare Folgen für die lokale Flora und Fauna und den Fischbestand des Rio Xingu.

Auch umliegende Orte werden grundlegend von derartigen Großprojekten beeinflusst, wie an einigen Beispielen zu beobachten ist. Im positiven Sinne werden Arbeitsplätze geschaffen, es können viele soziale Projekte und die Infrastruktur finanziert werden. Aber es gibt auch negative Auswirkungen, da die kleinen Dschungelorte nicht auf ein explosionsartiges Wachstum vorbereitet sind. Der schnelle Zuzug vieler, meist junger Menschen auf der Suche nach Erwerbsmöglichkeiten, deren Erwartungen nicht erfüllt werden können, ist leider mit wachsenden Armutsvierteln und steigenden Kriminalitätsraten verbunden.

Pará wird leider oft als Terra sem lei, zu Deutsch „Land ohne Gesetz“, bezeichnet und gilt für viele Brasilianer als Sorgenkind, da der Bundesstaat abgesehen von den sozialen Problemen auch die höchsten Abholzungsraten Brasiliens aufweist.
Die Bewahrung der Kultur, der Kampf gegen das soziale Gefälle und die Suche nach einer Balance zwischen den indigenen Wurzeln, den historisch geprägten, kolonialen Gesellschaftsstrukturen und dem industriellen Wachstum gehören zu den großen Herausforderungen Parás für die Zukunft.

Die schönsten Städte und Orte in Pará

Das Eingangstor zu Pará ist die Hauptstadt Belém, die im Mündungsdelta des Amazonas‘ am Atlantik liegt. Besucher erwarten eine pittoreske Altstadt, belebte Hafenanlagen und eindrucksvolle Märkte, auf denen man die gesamte Palette der Produkte des Amazonas‘ finden kann.

Etwa drei Stunden per Boot von Belém entfernt liegt, zwischen dem Amazonas Fluss und dem Rio Pará, die größte fluvial-maritime Insel der Welt, die Ilha de Marajó. Vor allem unter Vogelkundlern und Naturenthusiasten ist die Insel weltbekannt. Das Zusammenspiel aus dichtem Regenwald, saisonal überfluteten Wäldern, Mangroven und Buschlandschaft schafft die Grundlage für eine besonders hohe Biodiversität. Ein weiteres Highlight sind die domestizierten Wasserbüffel, die auf Grund ihrer Geländegängigkeit zur Farmarbeit, aber auch von der berittenen Polizei genutzt werden.

Auf halbem Weg zwischen Belém und Manaus, jeweils eine Flugstunde entfernt, liegt Santarém, direkt am Zufluss des Rio Tapajós in den Amazonas. Die Stadt ist etwas überschaubarer, von Touristen bisher kaum besucht, bietet aber ein kleines historisches Zentrum, einen Fischmarkt, belebte Hafenanlagen und weitere Märkte mit den vielfältigen, lokalen Produkten.

Nur 30 Kilometer von Santarém entfernt liegt das Kleinod von Pará, das Fischerdorf Alter do Chão am Ufer des Rio Tapajós. Das klare Wasser und die endlosen weißen Strände haben dem Ort den Beinamen „Karibik des Amazonas“ eingebracht. Alter do Chão zieht daher Besucher aus aller Welt an, verfügt über ausgezeichnete, international prämierte Restaurants mit lokaler Küche, ist Austragungsort zahlreicher Festivals und gilt als Ausgangspunkt für Touren in den anliegenden Regenwald. Im September wird hier zudem das traditionelle Sairé Fest gefeiert, das große Besuchermassen anzieht und drei Tage ein eigens dafür gebautes Stadium füllt.

Ein bisschen Abenteuer – Reisen in Pará

Brasilien Reisende erreichen Pará auf dem Luftweg international über Belém, oder mit einem Inlandsflug über Brasília, Manaus, Salvador oder Fortaleza.
Die Reise auf dem Landweg ist über die Bundesstraße BR 163 von Cuiabá nach Santarém möglich oder über die berüchtigte Transamazônica, die den Bundesstaat von Ost nach West durchzieht. Beide Überlandstraßen sind jedoch nur etwas für wahre Abenteurer, da sich Lastwagen auf den unbefestigten Abschnitten immer wieder festfahren und die Strecken tagelang blockiert sein können. Die riesige Fläche von Pará wird nur durch diese zwei Landstraßen durchquert, die bis heute noch nicht komplett asphaltiert sind.
Wer Pará und den Amazonas per Schiff erleben möchte, kann eines der Passagierschiffe nehmen, die den Amazonas stromaufwärts und stromabwärts befahren. Auch bei dieser Reiseart sollte etwas Zeit mitgebracht werden, da beispielsweise die Strecke von Belém nach Manaus eine Woche in Anspruch nimmt.
Reisende, die in einem Brasilien Urlaub ein bisschen Abenteuer suchen, bekannte Touristenpfade meiden und einen ganz individuellen Blick auf Brasilien genießen möchten, sind in Pará genau richtig!

Quellen: ibge.gov.br, www.funai.gov.br, www.pa.gov.br

Quelle: Aventura do Brasil