Samba-Rock – Ein brasilianischer Rhythmus, der in den 70er Jahren die Tanzhallen eroberte

Dass die Brasilianer Rhythmus im Blut haben, ist für die meisten kein Geheimnis mehr. Oftmals kann man sich während einer Brasilien Reise von den ansteckenden Rhythmen mitreißen lassen. Vor allem der Samba hat es weit gebracht und gilt mittlerweile als der Rhythmus und Tanz Brasiliens. Dabei ist Samba nicht gleich Samba, denn es gibt viele verschiedene Varianten, wie zum Beispiel Samba de Roda, Samba de Gafieira, Samba-Enredo oder Partido Alto. Heute stellen wir Ihnen den Samba-Rock vor.

1959 prägten die Songwriter Gordurinha und Almira Castilho den Ausdruck Samba-Rock in dem Lied „Chiclete com Banana“, aufgenommen von Jackson do Pandeiro. Das von ihnen anvisierte Zusammentreffen von Samba und Rock sollte jedoch erst im folgenden Jahrzehnt stattfinden, als Jorge Ben zu den Mitgliedern des Trio Mocotó stieß und „der Beat sich zusammenfügte“, wie Nereu, einer der Gründer des Trios, gerne sagte.

In den 1960er und 70er Jahren wurde Brasilien Zeuge, wie ein neues musikalisches Genre entstand. Dabei wurden die rhythmischen und thematischen Grundlagen des Samba mit Elementen aus der amerikanischen Black Music gemischt. Damals standen Musiker verschiedener Genres miteinander im Dialog und schufen neue Rhythmen, indem sie Elemente des Samba mit Jazz, Rock und Soulmusik vermischten.

In den 1970er Jahren wurden dem traditionellen Samba elektrische Instrumente von Bands der Jovem Guarda-Bewegung und Arrangements von Rock- und Soulmusik hinzugefügt. Von da an wurden die Begriffe „Swing“ und „Samba-Rock“ am häufigsten verwendet. Inspiriert von dem eigentümlichen Beat, eigneten sich eine Reihe von Künstlern die elektrischen Instrumente der Jovem Guarda-Bands an, um den alten Swing in einem neuen Stil zu spielen.

In Samba-Rock-Kompositionen wird eine Verschiebung der rhythmischen Akzentuierung vorgenommen, deren binäre Taktart des Samba (2/4) an die quartäre Taktart der Rock- und Soulmusik (4/4) angepasst wird, wobei auch importierte Bläsersätze aus amerikanischen Soul- und Funkgruppen verwendet werden.

Parallel zu diesem musikalischen Szenario wurden in São Paulo neue interpretatorische Experimente von Schwarzen aus der städtischen Peripherie durchgeführt. Dabei entstanden die ersten Schritte eines neuen Tanzes, der choreografische Einflüsse aus dem amerikanischen Rockabilly mit Elementen des Samba vermischte. Dieser neue Tanz wurde konventionell als Samba-Rock bezeichnet.

Zu den wichtigsten Vertretern des Samba-Rock gehört Jorge Ben Jor. Er selber gab dem neu erfundenen Beat den Namen „Sacundin Sacunden“. Später, zur Zeit der Jovem Guarda-Bewegung, wurde das Genre als „Jovem Samba“ und später als „Sambalanço“ bekannt. Es sind nicht viele, die sich hauptsächlich als Samba-Rock-Produzenten definieren. Der Musiker Branca Di Neve, in den 80er Jahren, und die Band Clube do Balanço, seit den frühen 2000er Jahren, sind einige der Ausnahmen.

Samba-Rock ist ein Tanz, der in den späten 1950er Jahren in der Stadt São Paulo entstand und sich in den Hallen der „Bailes Black“ verbreitete. Dort wurde die Musik vor allem mit Schallplatten spielten, anstatt Musiker live spielen zu lassen. Mr. Osvaldo mit Let's Dance, seinem „unsichtbaren Orchester“, gilt als der erste DJ. Der Begriff „unsichtbar“ kam daher, dass die Stereoanlage und Platten von Mr. Osvaldo zwar auf einer Bühne standen, aber hinter Vorhängen versteckt waren. Auf diese Weise hatten die Leute das Gefühl, dass ein Orchester spielt, aber sie konnten es nicht sehen.

Samba-Rock ist ein anspruchsvoller Tanz, gekennzeichnet durch das Verflechten der Arme, die kreisenden Bewegungen und das Lächeln auf den Gesichtern derer, die Samba-Rock praktizieren. Sie können Samba-Rock zu den Klängen von Musik aus verschiedenen Genres tanzen: von Samba bis Swing, von Mambo bis Bossa Nova, von R&B bis Partido Alto. Mr. Osvaldo erzählte, dass Samba-Rock vor allem in den späten 1960er und 1970er Jahren sehr erfolgreich gewesen sei, da die Tänzer swingen wollten.

Der Samba-Rock hat sich nicht von den Tanzflächen zurückgezogen. Eines seiner Merkmale ist, dass er seit seinem Erscheinen bei Veranstaltungen und Familienfeiern in der ländlichen Gegend ausgeübt und weitergegeben wird und sich dank verschiedener DJs auch in Tanzlokalen verewigt hat.

Seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts hat sich die Bewegung um den Samba-Rock ausgeweitet. Die Sängerin Paula Lima hat alte Songs neu eingespielt. Rapper wie Raphão und Rappin Hood vermischten Hip-Hop mit Samba-Rock und Vereine wie Samba Rock na Veia und Sambarockano sind entstanden. Im Jahr 2016 wurde der Samba-Rock auf Grund einer Aktion, an der Künstler, Vereine und das damalige Amt für Rassengleichheit beteiligt waren, zum immateriellen Kulturerbe der Stadt São Paulo erklärt.

Etwa 60 Jahre, seit seiner Entstehung bis zum Beginn der durch das Coronavirus verursachten Quarantäne, war der Samba-Rock auch in ländlichen Wohn- und Kulturräumen, in sozialen Projekten und in Bildungseinrichtungen präsent. Schon während der Quarantäne begann man, Samba-Rock-Schritte in der Ferne zu üben. Tanzen ist in der brasilianischen Kultur sehr präsent. Und, um es mit den Worten von Jorge Ben und Érlon Chaves zu sagen: „Samba-Rock ist unser Ding. Seine Energie reicht noch aus.“

Neben mitreißenden Rhythmen können Sie bei einem Brasilien Urlaub noch viel mehr entdecken, wie zum Beispiel den Amazonas Regenwald, die Dünenlandschaften der Lençóis Maranhenses, wunderschöne Kolonialstädte wie Paraty oder einen der vielen Strände entlang der 7.491 Kilometer langen Küste. Mit dem Lied „Menina Mulher da Pele Preta“ von Jorge Ben Jor können Sie sich nicht nur einen Eindruck vom Samba-Rock verschaffen, sondern haben auch noch eine tolle musikalische Begleitung für Ihren Aufenthalt!

Quellen: www.revistaraca.com.br, www.sambarocknaveia.com.br, www.wikipedia.com