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Der Cerrado - Die Savanne mit der größten Biodiversität der Welt

08.03.2021
Typische Cerrado Landschaft

Beim Gedanken an die Natur Südamerikas kommen vielen Brasilien Reisenden oft als erstes die Baumwipfel Amazoniens, die weite Sumpflandschaft des Pantanal, die Palmenstrände der Atlantikküste oder gar die schneebedeckten Berge der Anden in den Sinn.
Das zweitgrößte Ökosystem Südamerikas nach dem Amazonasgebiet ist jedoch der Cerrado, eine Savannenlandschaft, die sich auf über 2 Millionen Quadratkilometern über weite Teile Zentralbrasiliens bis nach Bolivien und Paraguay erstreckt.

Der Cerrado steht bisher kaum im Fokus der Weltöffentlichkeit oder einer Brasilien Reise, obwohl die Natur abwechslungsreicher kaum sein könnte: kristallklare und türkisblaue Flüsse, unzählige Wasserfälle, tropische Wälder, Schluchten, Hochebenen und weite Gras- und Buschlandschaften prägen das Bild des Cerrado.

Diese Vielfalt spiegelt sich im Tier- und Pflanzenvorkommen. Der Cerrado gilt als Biodiversität-Hotspot und beherbergt unzählige endemische Arten.

„A berça das águas” - Der Ursprung der größten Flüsse Brasiliens liegt im Cerrado

Die Hochebenen des Cerrado sind in Brasilien als Ursprung und Wiege des Wassers, Berça das águas, bekannt. Hier liegen die Quellen der größten Wassereinzugsgebiete und wichtigsten Flüsse des Landes. Dazu gehören die Flüsse Rio Xingu, Rio Tocantins, Rio Araguaia, Rio São Francisco, Rio Parnaíba, Rio Gurupi, Rio Jequitinhonha und Rio Paraná. Ein Blick auf die Landkarte zeigt die Dimension dieser Flusssysteme, die das untere Amazonasgebiet, das Pantanal und den Atlantischen Regenwald durchqueren und somit die Wasserversorgung der Landwirtschaft und der größten Stadtzentren Brasiliens sicherstellen.

Die Wälder des Cerrado scheinen klein zu sein im Vergleich zu den Baumwipfeln des Amazonasgebietes oder des Atlantischen Regenwaldes. Dem ist jedoch nicht so, wenn die eigentliche Größe der Bäume betrachtet und das Wurzelwerk miteinbezogen wird, denn zwei Drittel der Bäume des Cerrado befinden sich im Untergrund. Die langen Wurzeln ermöglichen so das Überleben während der Trockenzeit und bilden zudem natürliche Wasserleitungen, die das Regenwasser in die tieferen Erdschichten führen. Flachwurzelnde Monokulturen wie auf den Sojaplantagen hingegen beeinträchtigen den Zufluss der tieferen Grundwasserleiter, deren Wasserspiegel somit weiter abnimmt.

Der Cerrado ist unerlässlich für die Versorgung von Grundwasserleitern, insbesondere des Guaraní-Aquifers, der sich über ein riesiges Gebiet in Südamerika erstreckt, von West- und Südbrasilien bis nach Paraguay und Argentinien. Auch die immerfeuchten Sumpfgebiete des Pantanal beziehen das Grundwasser aus den Quellgebieten des Cerrado.

Flora und Fauna des Cerrado - Wo sich Mähnenwolf und Gürteltier „Gute Nacht“ sagen

Auf einer Brasilien Reise durch den Cerrado fallen direkt die Buriti Palmen ins Auge. Die bis zu 30 Meter hohen Palmen säumen die Quellgebiete und oberen Flussläufe. Sollte man sich in den Buschlandschaften verlaufen und Wasser suchen, so wissen alle Einheimischen des Cerrado, dass sich am Fuße einer Buriti Palme immer eine Quelle oder ein kleiner Wasserlauf befindet. Die Palme wird zudem vielfältig in lokalen Produkten genutzt, um entweder Öle aus den Früchten, Handwerkskunst oder sogar Möbel aus dem Holz der riesigen Palmenäste herzustellen. Die Buriti Palmen bieten aber auch unzähligen Tieren und insbesondere den unterschiedlichen Ara Arten ein Zuhause, die in den Palmenstümpfen brüten. Der Flug der Aras ist im Cerrado allgegenwärtig und die Tiere sind dank ihrer lauten Stimme, ihrer Größe und bunten Federn kaum zu übersehen.

Zu den „Big Five“ der Säugetiere des Cerrado gehören der vegetarisch lebende Mähnenwolf, Großkatzen wie der Jaguar, der Puma, und deren Beutetiere Tapire und Riesengürteltiere. Außerdem leben hier Ameisenbären, verschiedene Hirscharten, Emas, Füchse, Otter und Iraras.

Hotspot der Biodiversität

Der Cerrado beherbergt 837 Vogelarten, 120 Reptilienarten, 150 Amphibienarten, 1.200 Fischarten, 90.000 Insektenarten und 199 Säugetierarten. Zusammen machen sie 5 Prozent der weltweiten Arten und 30 Prozent der Biodiversität Brasiliens aus.

Die abwechslungsreiche Landschaft, Topografie und der Bewuchs des Cerrado schaffen die Grundlage für diese Vielfalt und bieten verschiedenste ökologische Nischen, die von vielen endemischen Arten besetzt sind. Beispielsweise eine der seltensten Vogelarten der Welt, die Tauchentenart Pato Mergulhão, hat in den Gebieten Serra de Canastra und Chapada dos Veadeiros ihr Zuhause. Die schätzungsweise 240 Tiere leben nur in den klaren Flüssen und dichten Auenwäldern des Cerrado.
Zudem bildet der Cerrado die Brücke zwischen den Biomen Brasiliens und verbindet das Pantanal, das Amazonasgebiet, den Atlantischen Regenwald und den Caatinga, sodass Tiere und Pflanzen migrieren können. Dieser Kontakt ermöglicht Variationen im Erbgut und spezifische Anpassungen der Tier- und Pflanzenwelt.

Auch die klimatischen Verhältnisse des Cerrado erfordern die Anpassungsfähigkeit seiner Bewohner. In den meisten Gebieten des Cerrado regnet es von Mai bis September fast gar nicht und die Luftfeuchtigkeit kann bis auf 8 Prozent sinken. Danach fegen ab Oktober tropische Gewitterstürme über die Savanne, die den Beginn der Regenzeit einleiten. Dann erwacht die Natur aus ihrem Winterschlaf der Trockenheit, die Orchideen und Bäume beginnen zu blühen, die Caju-Bäume tragen ihre Früchte und Tiere und Pflanzen wetteifern um die besten Plätze zur Fortpflanzung. In den regenreichsten Monaten Februar und März kommt die Natur dann zur Ruhe, füllt ihre Reserven auf, bis im Mai die Trockenheit und der Kreislauf von neuem beginnt.

Der Cerrado ist bedroht - Feuer, Soja und Rinderfarmen

Bisher ist dem Cerrado leider wenig internationale Aufmerksamkeit geschenkt worden. Auch für viele Brasilianer gilt die Savanne allgemein nur als Buschlandschaft im Niemandsland, die zu Agrarflächen umgewandelt wird. So hat der Cerrado in den letzten zwei Jahrzehnten 60 Prozent der ursprünglichen Vegetation verloren. Bis heute stehen nur 3 Prozent der Fläche unter Schutz. Neben Rinderfarmen und Eukalyptusplantagen verbreitet sich vor allem die intensive Landwirtschaft des Soja- und Maisanbau. Landkonflikte zwischen der lokalen Bevölkerung und den Großgrundbesitzern sind daher Alltag in vielen Regionen. Gerade in entlegenen Regionen des Cerrado und in den Übergangsregionen zum Amazonas kommt es daher zu verheerenden Waldbränden in der Trockenzeit und zu dramatischen Abholzungsraten.
Der wachsende Tourismus wirkt dieser Entwicklung etwas entgegen und der Cerrado erlangt derzeit unter Brasilianern und internationalen Besuchern mehr Aufmerksamkeit. Auch die Forschung hat inzwischen den Wert der Savanne als Ursprung der zentralen Wasseradern und der Biodiversität im Kampf gegen den Klimawandel entdeckt, sodass vermehrt internationale Schutzprojekte in den vergangenen Jahren im Cerrado angesiedelt wurden.

Faszination Cerrado - Wild und geheimnisvoll

Reisende sollten sich bei einem Brasilien Urlaub von der Vielfalt des Cerrado überraschen lassen. Wer ursprüngliche Landschaften und spektakuläre Wasserfälle sucht, gerne wandert oder eine Mietwagenreise machen möchte, ist hier genau richtig.
Im Herzen des Cerrado liegt der Nationalpark Chapada dos Veadeiros, nur knappe 3 Fahrstunden von der Hauptstadt Brasília entfernt. Die meisten der Wanderwege in und um den Nationalpark Chapada dos Veadeiros können auf eigene Faust ohne Guide erkundet werden und bieten ein Naturerlebnis für die ganze Familie. Der Nationalpark ist seit 2001 sogar UNESCO Weltnaturerbe und wurde dank der guten Infrastruktur und Naturattraktionen von Besuchern 2020 zum besten Nationalpark Brasiliens gekürt.

Auch das Naturschutzgebiet des Jalapão liegt in den Weiten des Cerrado im Bundesstaat Tocantins, fernab der bekannten Touristenorte. Eine Reise dorthin gilt daher als Geheimtipp unter Naturenthusiasten und hat trotz des wachsenden Tourismus bis heute eher Expeditionscharakter. Eine Tour in den Jalapão sollte daher nur mit einem erfahrenen Guide und einem Allradfahrzeug unternommen werden. Die Dünenlandschaften, Wasserfälle, Tafelberge und die Fervedouros, türkisblaue Quelltöpfe, in unberührter Natur bilden eine einzigartige Landschaft, die jeden Brasilien Urlaub unvergesslich macht!

Quellen: turismo.to.gov.br, www.ibama.gov.br, www.icmbio.gov.br, www.wwf.org.br

Quelle: Aventura do Brasil