Pirenópolis – Eine ländliche Stadt im Herzen Brasiliens

Pirenópolis ist eine kleine Stadt im Landesinneren von Goiás und Teil des nationalen Kulturerbes, die ihr altes und ländliches Aussehen, umgeben von Hügeln und Wasserfällen, bewahrt hat. Gleichzeitig repräsentiert diese Stadt die Geschichte von Goiás, wo ein gastfreundliches, fröhliches und festliches Volk in einer Umgebung von extremer natürlicher Schönheit zusammenlebt. Wenn Sie auf Ihrer Brasilien Reise eine typische brasilianische Stadt besuchen möchten, hat Pirenópolis viel zu bieten! Dazu mehr im folgenden Artikel.

Ganz Brasilien, und natürlich auch Goiás, ist stark von der Kultur der verschiedenen indigenen Stämme geprägt. Im Bundesstaat Goiás war es vor allem der gleichnamige Stamm der Goyaz. Neben den Goyaz lebten in diesem Gebiet auch die Stämme der Caiapós, Acroás, Bororos, Karajás, Xavantes, Xerentes und Xacriabás. Die meisten von ihnen waren nomadisch und somit nicht sesshaft. Nach der Eroberung durch die Portugiesen kam es zu zahlreichen Kämpfen zwischen Weißen und Indianerstämmen, bei denen Tausende von Menschen auf beiden Seiten, vor allem aber unter den Indianern, starben. Die Weißen setzten sich durch und verdrängten fortan die Indianerstämme.

Minas de Nossa Senhora do Rosário de Meia Ponte, der erste Name der 1727 gegründeten Stadt Pirenópolis, hat seinen Ursprung in den von Amaro Leite entdeckten Goldvorkommen. Der ursprüngliche Name erinnert an die Kirche Nossa Senhora do Rosário, die zwischen 1728 und 1732 erbaut wurde. Zeitweise war sie die größte Kirche im Mittleren Osten Brasiliens. Die meisten Bergleute kamen aus dem Norden Portugals und aus Galizien. Die Stadt und ihre Bevölkerung entwickelten sich weiter, der Goldbergbau florierte und um 1750 wurden vier neue Kirchen gebaut: Igreja Nossa Senhora do Rosário dos Pretos, Igreja do Nosso Senhor do Bonfim, Igreja Nossa Senhora do Carmo und Igreja Nossa Senhora da Boa Morte da Lapa. Einige von ihnen sind heute noch erhalten.

Um 1800 waren die Goldvorkommen erschöpft und die Landwirtschaft löste den Bergbau als Haupterwerb ab.
Ab 1800 wurde der Handel mit Maultieren, Zuckerrohr und Baumwolle intensiviert, wobei die Textilindustrie Großbritanniens besonders an der Baumwolle der Region interessiert war. Zu dieser Zeit entstand auch die Farm Babilônia, eine der Attraktionen von Pirenópolis.

1819 fand das erste „Fest zu Ehren des Göttlichen und Ewigen Vaters“, auf Portugiesisch „Festa do Divino Espírito Santo“, statt. 1826 war der Beginn der Cavalhadas de Pirenópolis. Hier wurde der Ort Vila de Meya Ponte genannt, in der heutigen Schreibweise Vila de Meia Ponte.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Wirtschaftskraft der Region stark zurück. Im Gegenzug wurde der Handel in Santana das Antas wesentlich stärker. Versuche, den Goldbergbau wieder aufzunehmen, scheiterten. Um die Stadt wieder attraktiver zu machen, wurde der Name in Pirenópolis geändert. Die Idee war, dass Pirenópolis ein Ort für kulturelle Feste, Spektakel und Aktivitäten sein sollte. So wurde 1899 auch ein Theater gebaut, das wesentlich dazu beitrug, dass Teile der Stadt ab 1924 über Strom verfügten. Es wurde im Jahr 1936 ersetzt durch das Cine Pireneus, ein Art-Deco-Gebäude.

Der Handel mit Steinen aus Pirenópolis blühte 1960 auf, vor allem wegen des Baus von Brasília. Dadurch wurde die Infrastruktur erheblich verbessert und der Tourismus erst richtig möglich. Seitdem hat sich die Stadt zu einer der bekanntesten Touristenstädte im mittleren Westen Brasiliens entwickelt. Alte Gebäude wurden renoviert, viele Hotels und Pensionen wurden gebaut und natürliche Attraktionen wurden für den Tourismus vermarktet.

In der Serra do Pireneus wurde 1987 das Naturschutzgebiet Parque Estadual da Serra dos Pireneus eingerichtet. Sein höchster Punkt, der 20 Kilometer entfernte Pico dos Pireneus, ist wegen seiner schönen Aussicht ein beliebtes Ausflugsziel. Während des ersten Vollmondes im Juli findet auf diesem Gipfel das Mondfest statt, bei dem die Einwohner Taufen durchführen und Versprechen einlösen.

Pirenópolis ist auch bekannt für seine mehr als 70 Silberschmiedeateliers, die das größte Zentrum Brasiliens für den Verkauf von Silberhandwerk bilden. All diese Elemente machten Pirenópolis zu einem nationalen Kulturerbe, das sein altes und ländliches Aussehen, umgeben von Hügeln und Wasserfällen, bewahrt hat. Ein lebendiges Porträt der Geschichte von Goiás, wo ein gastfreundliches, fröhliches und festliches Volk in einer Umgebung von extremer natürlicher Schönheit zusammenlebt.

Die Kolonialhäuser, die die kopfsteingepflasterten Straßen säumen, sind das Gesicht der Stadt. Es ist schwierig, die Farben nicht zu bemerken, die die Straßen mit den hölzernen Fenstern und Türen einnehmen, die immer kapriziös bemalt sind.

Darüber hinaus hat Pirenópolis ein sehr eindrucksvolles historisches Zentrum mit vielen alten und schönen Gebäuden. Es lohnt sich, die historischen Gebäude des Cine Pireneus, des alten Theaters von Pirenópolis, und das alte Parlaments- und Gefängnisgebäude zu besichtigen, in dem heute das „Museum des Göttlichen“ untergebracht ist. Ein Besuch der Kirche Nosso Senhor do Bonfim und der Kirche und des Museums für sakrale Kunst Nossa Senhora do Carmo ist ebenfalls eine gute Wahl. Auf dem Weg dorthin sollte man die Brücke Rio das Almas überqueren, von der aus man die beeindruckende Igreja Matriz inmitten der Stadtkulisse sehen kann. Dabei müssen Sie eigentlich nur durch die Straßen laufen und es bieten sich sehr viele Möglichkeiten für wunderschöne Bilder und Fotos!

In der Stadt gibt es über achtzig Wasserfälle, von denen mehrere eine Infrastruktur für Touristen bieten. Nach einem Spaziergang durch das historische Zentrum ist es an der Zeit, die Wasserfälle von Pirenópolis zu besuchen. Es gibt viele Möglichkeiten für diejenigen, die ein schönes Süßwasserbad inmitten der Natur genießen möchten. Der einfache Zugang zu den Wasserfällen macht den Ausflug für jedermann geeignet. Man muss keine langen Strecken laufen, und in vielen Fällen ist der Weg zum Wasserfall sogar asphaltiert. Eine gute Wahl für alle, die keine Lust auf lange Wanderungen haben. Aber auch Wanderer bleiben nicht außen vor!

Zu den beliebtesten Wasserfällen gehören der Abade-Wasserfall, der Lázaro-Wasserfall, der Santa Maria-Wasserfall, der Rosário-Wasserfall, die Bom Sucesso-Wasserfälle, der Paraíso-Wasserfall und der Lobo-Wasserfallkomplex sowie die Dragões-Wasserfälle. Wer mehr Zeit in der Stadt hat, kann auch den Araras-Wasserfall, die Coqueiro- und Garganta-Wasserfälle, den Meia Lua-Wasserfall, den Usina Velha-Wasserfall und das Vagafogo-Heiligtum besichtigen und den Besuch sogar auf den Saldo do Corumbá ausdehnen. Es gibt also eine große Anzahl von Bademöglichkeiten, bei denen für jeden etwas dabei ist!

Pirenópolis bietet den Besuchern einige kleine Museen, die die Geschichte der Stadt und die Vergangenheit von Goiás erzählen. Es lohnt sich, einen Rundgang durch diese Museen zu machen, um mehr über die Region zu erfahren. Ein Beispiel ist das Rodas do Tempo-Museum, das die Geschichte der Zweiräder erzählt und täglich zu den üblichen Zeiten geöffnet ist. Die Sammlung ist umfangreich und die Ausstellung faszinierend, auch für diejenigen, die keine Sammler oder Fans von Fahrrädern und Motorrädern sind.
Weitere sehenswerte Museen in Pirenópolis sind das Museum des Divino, das im alten Haus der Kammer und der Kette untergebracht ist, und das Museum der Cavalhadas, die beide der Festa do Divino, dem traditionellsten religiösen Fest der Stadt, gewidmet sind. Für diejenigen, die sich für sakrale Kunst interessieren, lohnt sich auch ein Besuch der Kirche Nossa Senhora do Carmo.

Da Pirenópolis an den Wochenenden ein sehr aktives Nachtleben hat und in dieser Zeit von vielen Menschen besucht wird, sind Freitag- und Samstagnächte immer sehr lebhaft. An den anderen Tagen der Woche ist der Rhythmus der Nacht in der Stadt eher ruhig. Am Freitag jedoch sind die Straßen voll, die Restaurants überfüllt und die Bars lebhaft. In der Rua do Lazer kann man an vielen Tischen im Freien Live-Musik genießen, dazu gibt es gutes Bier und Weine aus der Region. Die Party findet wirklich am Tisch statt. Es ist eine gute Gelegenheit, mit den Einheimischen ins Gespräch zu kommen.

Pirenópolis ist eine Stadt, die viele typische Elemente des brasilianischen Lebens verkörpert und eine sehr spannende Geschichte zu erzählen hat. Die schöne Natur und die Wasserfälle machen diese Gegend neben den kulturellen Aktivitäten ideal für Wanderer und Familien. Und an den Wochenenden gibt es jede Menge Spaß und Live-Musik für diejenigen, die die späten Stunden genießen möchten. Für Ihren eigenen Brasilien Urlaub ein ideales Rundum-Paket!

Quellen: guia.melhoresdestinos.com.br, www.pirenopolis.tur.br