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Schutz der Meeresschildkröten in Brasilien – Das „Projeto Tamar“

09.05.2022
Das Projeto Tamar kuemmert sich um Meeresschildkroeten

Für viele Brasilien Reisende geht wahrscheinlich ein kleiner Traum in Erfüllung, wenn sie an einem der vielen Strände des Landes eine freilebende Schildkröte entdecken. Das dies heutzutage noch möglich ist, geht größtenteils auf die wichtige Arbeit der Organisation „Projeto Tamar“ zurück, die sich für den Schutz von Meeresschildkröten einsetzt. Denn die Tiere waren vor einigen Jahrzehnten in der Region beinahe ausgerottet. In den 1980er Jahren etwa wurden jedes Jahr nur 11.000 Eier von Meeresschildkröten gefunden. Diese Zahl ist auf jährlich 267.000 Eier gestiegen. Weltweit gibt es sieben Arten von Meeresschildkröten, fünf davon kommen in Brasilien vor: die unechte Karettschildkröte, die Lederschildkröte, die Oliv-Bastardschildkröte, die Suppenschildkröte und die Karettschildkröte.

Entstehungsgeschichte des „Projeto Tamar“

Tamar bildet sich aus den ersten zwei beziehungsweise drei Buchstaben von Tartarugas Marinhas, zu Deutsch „Meeresschildkröten“. Bis in die späten 1970er Jahre gab es keine Aufzeichnungen über Meeresschutzarbeiten in Brasilien, obwohl Meeresschildkröten bereits auf der Liste der gefährdeten Arten aufgeführt waren. Ursache für das zahlreiche Sterben der Tiere waren die zufälligen Fänge der Hochsee- und Küstenfischerei und das wahllose Sammeln von Eiern am Strand.

Im Jahr 1977 nahm eine Gruppe von Studierenden der Fakultät für Ozeanografie von Rio Grande an einer Expedition zum Rocas-Atoll im Norden Brasiliens teil. Während der Expedition sollten entlegene Strände und Inseln erforscht werden. In einer der Nächte sahen die Studierenden mit an, wie die Fischer, die sie begleiteten, 11 Meeresschildkröten auf einmal töteten. Dieses schockierende Ereignis war für die Teilnehmenden Anlass, sich öffentlichkeitswirksam für den Natur- und Tierschutz stark zu machen. Ein Thema das bis dato kaum existierte. „Projeto Tamar“ wurde schließlich im Jahr 1980 von der brasilianischen Umweltbehörde IBAMA ins Leben gerufen.

Arbeit der Organisation heute

Heute hat die Organisation Projekte entlang der gesamten Küste Brasiliens. Insgesamt 23 Standorte in den acht brasilianischen Bundesstaaten Rio Grande do Norte, Pernambuco, Sergipe, Bahia, Espírito Santo, Rio de Janeiro, São Paulo und Santa Catarina. Neben geschützten Strandabschnitten, wo weibliche Schildkröten ihre Eier ablegen können, hält „Projeto Tamar“ auch Besucherzentren bereit. In den Zentren informiert die Organisation mit Ausstellungen, Fotos und Videos über ihre Arbeit. Daneben werden die Gefahren, die für die Schildkröten von den Menschen ausgehen, aufgezeigt sowie mögliche Maßnahmen zum Schutz der Tiere. Ziel ist es, ein stärkeres Umweltbewusstsein in der Öffentlichkeit zu schaffen und die ansässigen Küstengemeinden zu sensibilisieren. Das größte Besucherzentrum findet sich in Praia do Forte in Bahia.

Meeresschildkröten als Thema der Forschung

Meeresschildkröten legen extrem weite Wege im Meer zurück. Sie sind an diversen Orten zu verschiedenen Lebensphasen Zuhause. Aus diesem Grund gestaltet sich die Forschung über die Tiere sehr schwierig. Ihre Lebensweise ist bis heute teilweise ein Mysterium. Einzig wenn die weiblichen Schildkröten ihre Eier am Strand ablegen, ist es für Forscher möglich, den Tieren nahe zu kommen. Über andere Entwicklungsstadien, wie die Zeit nach dem Schlüpfen und die ersten Jahre, weiß man fast nichts.

Alle Tiere, die von den Forschern des „Projeto Tamar“ gefunden werden, erhalten eine kleine Metallmarke auf den vorderen Flossen. Auf der Marke findet man eine Identifikationsnummer sowie die Anschrift der Organisation. Das Erfassungsprogramm mit den Marken existiert seit dem Jahr 1982. Es ermöglicht dem Projekt, mehr über das Verhalten und die Gewohnheiten der Schildkröten zu erfahren, etwa wie schnell die Tiere wachsen und wie lange sie in einem Nahrungsgebiet verweilen.

Zusammenarbeit mit lokalen Fischern

Ende der 1990er Jahre wurde die Fischerei international als größte Bedrohung für Meeresschildkröten identifiziert. Vor diesem Hintergrund initiierte „Projeto Tamar“ im Jahr 2001 das „Sea Turtles and Fisheries Interaction Program“. Anliegen des Projektes ist es, den zufälligen Fang und Tod von Meeresschildkröten in der Fischerei zu reduzieren. Die Fischer erlernen, in Netzen gefangene Schildkröten richtig zu befreien oder die Wiederbelebung einer Schildkröte, die sich unter Wasser in einer Angelschnur verheddert hat. Um die Schildkrötenjagd einzudämmen, unterstützt das „Projeto Tamar“ außerdem die ortsansässigen Fischer bei der Erschließung neuer Einkommensquellen, wie zum Beispiel der Austernzucht.

Ein Besuch des „Projeto Tamar“ in Ihrem nächsten Brasilien Urlaub ist auf jeden Fall zu empfehlen! Die meisten Standorte ziehen Meeresschildkröten in groß angelegten Becken auf, so dass man die Tiere hautnah erleben kann. Gelegentlich werden die gesund gepflegten Schildkröten auch in das Meer entlassen. Interessierte können bei diesem bewegenden Ereignis dabei sein.

Quellen: www.infoescola.com, www.portalsaofrancisco.com.br, www.tamar.org.br

Quelle: Aventura do Brasil