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Superfood Brasiliens – Die Früchte des Cerrado

12.04.2021
Buriti Palme

Eines der Highlights einer Brasilien Reise sind sicherlich die vielen exotischen Früchte des Landes. Wer bei einer Rundreise die verschiedenen Säfte und Obststände auf den Märkten im Auge hat, wird schnell regionale Unterschiede feststellen und wahre Kuriositäten entdecken. Abhängig vom jeweiligen Ökosystem gibt es viele heimische Früchte, die außerhalb Brasiliens unbekannt und kaum zu finden sind. Dazu gehören die Früchte des Cerrado wie beispielsweise Pequi, Mangaba, Baru, Mutamba, Aratikum, Pitomba, Jatobá, Cagaita, Buriti und Murici.

Die Frucht- und Nussbäume der Savanne des Cerrado sind kaum kultiviert. Sie wachsen meist nur in den Gärten der Einheimischen oder werden im Wald gepflückt und an Straßenständen und auf Wochenmärkten verkauft. Dabei sind sie wahre Superfoodfrüchte, die Rekordmengen an Spurenelementen und Vitaminen enthalten.

Die Lebensmittelindustrie und Ernährungswissenschaften haben den Reichtum dieser Produkte des Waldes entdeckt. Manche der Früchte Brasiliens wie Açai und Acerola sind bereits in Smoothies oder als Lutschpastillen in den USA und Europa zu finden. Aber das Sortiment der Natur Brasiliens ist immens groß. Auf Grund der steigenden Nachfrage werden die Frucht- und Nussbäume zunehmend in Agroforstwirtschaft und in Permakulturen angepflanzt. Die Pflanzen des Cerrado wachsen jedoch in der Regel sehr langsam, reagieren empfindlich auf äußere Einflüsse und Lieferketten sind nur in Einzelfällen etabliert. Brasilien Reisende sollten sich dieses gesunde und intensive Geschmackserlebnis daher nicht entgehen lassen, wenn sie an einem Straßenstand oder Markt vorbeikommen.

Exotik pur – Die Buriti Palme

Die Buriti Palme ist in praktisch ganz Zentralbrasilien verbreitet und wächst entlang der Flussläufe. Im Pantanal und im Cerrado sind die meist freistehenden und bis zu 30 Meter hohen Palmen kaum zu übersehen. Tierbeobachter schätzen die Buriti besonders, da in den Stämmen Papageien und Aras brüten.
Die Blätter und Stämme werden für Möbel und Handwerkskunst verwendet. Aber ein wahrer Schatz sind die Früchte der Buriti Palme. Aus dem Fruchtfleisch wird ein Speiseöl gewonnen, das einen hohen Gehalt an den Vitaminen A, B und C aufweist. Das gleiche Öl wird auch medizinisch bei Verbrennungen verwendet, da es eine beruhigende und heilende Wirkung hat. Darüber hinaus ist das Fruchtfleisch weit verbreitet für die Herstellung von Eis, Cremes, Gelees, Likören und Säften mit exotischen Geschmacksrichtungen.

Baru – Die Nüsse des Cerrado

Der Baru Baum ist leider auf Grund seines schönen Holzes in vielen Gebieten fast komplett abgeholzt worden. Aber der runde Geschmack der Baru Nüsse, die meist in Salz geröstet werden, bringt dem Baum eine nachhaltigere Wertschätzung. Die circa 2 bis 3 Zentimeter großen, länglichen, ovalen Nüsse stecken in einer steinharten Schale, die nur mit geeignetem Werkzeug zu knacken ist. Die Baru Nüsse haben einen hohen Eiweißgehalt und sind reich an Omega-6 und 9, Zink, Fettsäuren, Eiweiß, Ballaststoffen, Mineralien und Eisen.

Pequi – Intensiver Geschmack

Pequi, die Frucht des Pequizeiro, gehört zur Familie der Cariocaceae und wächst in der gesamten Region des Mittleren Westens in den Bundesstaaten Rondônia, Minas Gerais, Pará, Tocantins, Maranhão, Piauí, Bahia, Ceará und Goiás, wo alle Arten beheimatet sind.
Der starke, eigentümliche Geruch und Geschmack ist nicht jedermanns Sache, aber wer Pequi einmal lieben gelernt hat, kann nicht genug davon bekommen. Pequi wird traditionell gekocht, pur oder gemischt mit Reis und Huhn gegessen. Aus dem Fruchtfleisch kann auch Pequi-Öl gewonnen werden, das als Gewürz und bei der Herstellung von Likören verwendet wird. Da Pequi reich ist an ungesättigtem Öl, den Vitaminen A, C und E, Phosphor, Kalium, Magnesium und Carotinoiden, beugt der Verzehr Tumoren und Herz-Kreislauf-Problemen vor und verhindert die Bildung von freien Radikalen. Der Verzehr von Pequi erfordert jedoch Vorsicht, da sich unter dem Fruchtfleisch unzählige winzige Stacheln befinden. Man sollte daher um den Kern nagen, anstatt ihn zu zerbeißen. In Tupi, der Sprache der Ureinwohner Brasiliens, bedeutet "pequi" "stachelige Haut".

Pitomba – In heimischen Gärten

Der Pitomba Baum ist fast überall in Brasilien verbreitet. Er wächst in der Caatinga, im Amazonas, im Atlantischen Regenwald und besonders im Cerrado. Die Frucht ist circa 2 Zentimeter groß, hat eine braune, harte, aber leicht zu öffnende Schale und ein feines, saftig süßes Fruchtfleisch, das einen großen Kern ummantelt. Die Pitomba Frucht ist reich an Vitamin C, kann roh gegessen oder zu Likör oder Säften verarbeitet werden.

Jatobá – Die geballte Kraft der Natur

Nicht nur das edle Holz des Jatobá, das für Möbel und für die Herstellung von traditionellen Kanus genutzt wird, ist sehr wertvoll. Das Harz wird in der Lackindustrie verwendet und das faserige, trockene Fruchtfleisch, Rinde und Samen des Baumes sind in Brasilien außerdem in der Volksmedizin verankert.
Jatobá besitzt antibakterielle, krampflösende, antimykotische, entzündungshemmende, antioxidative, abführende, abschwellende, harntreibende, stimulierende, magenstärkende und schleimlösende Eigenschaften. Es wird daher sehr vielfältig verwendet und zur Behandlung von Atemwegserkrankungen (Asthma, Bronchitis, Rhinitis), Magen-Darm-Problemen (Geschwüre, Gastritis, Sodbrennen, Reflux), bei Harnproblemen (Blasenentzündung und Wassereinlagerungen) und Nierensteinen empfohlen. Eine der traditionellen Anwendungen der Ureinwohner Brasiliens ist die Einnahme der Samen des Jatobá vor Meditationsritualen, weil sie glauben, dass dies hilft den Geist zu reinigen, auszugleichen und zu beruhigen.
Auf Märkten wird meist ein Puder oder Mehl, das aus den Früchten und der Rinde gewonnen wird, verkauft. Es findet zunehmend seinen Weg in die Gesellschaft und ist auch Dank des feinen Geschmackes beliebt als Zusatz für Smoothies, Müsli oder beim Backen.

Mangaba – Sauer, fruchtig, frisch

Die Mangaba ist ein typischer Vertreter der Cerrado Früchte. Sie hat ein saftiges, leicht milchiges und süß-saures Fruchtfleisch. Die Milch des Mangaba Baumes, die aus den Blättern und dem Stamm gewonnen wird, kann auch zur Herstellung von Latex verwendet werden.
Mangaba Fruchtfleisch wird meist pur in Flaschen gefüllt, eingefroren und an Straßenständen verkauft. Da die Mangaba sehr geschmacksintensiv ist, wird bei der Saftherstellung nur ein Bruchteil purer Frucht mit Wasser und Zucker gemixt. Die Mangaba Frucht lässt sich aber auch wunderbar als Eis verarbeiten.

Mutamba – Eine Heilpflanze des Waldes

Der Mutamba Baum ist eine Pionierpflanze, wächst schnell und erreicht eine Höhe bis zu 15 Metern. Die Früchte werden von Mensch und Tier sehr geschätzt und sind bei Reife schwarz und kapselartig. Der gesamte innere Teil ist holzig, süß und essbar. Die Früchte werden zerkleinert, zu Bonbons verarbeitet oder zur Likörherstellung verwendet.
Mutamba wird medizinisch zur Behandlung verschiedener gesundheitlicher Probleme wie Bauchkrämpfe, Diabetes, Magen-Darm-Schmerzen, hohem Blutdruck und Haarausfall eingesetzt. Aus den Blättern, der Rinde und den getrockneten Früchten können Tees, Tinkturen oder Extrakte zubereitet werden.

Murici – Kulinarische Besonderheit

Murici Bäume sind im gesamten Gebiet des Cerrado und in einigen Amazonas Regionen verbreitet, wobei die Pflanze einen sandigen Boden bevorzugt. Der Name bedeutet in der Tupi Sprache "kleiner Baum", Murici kann aber bei guten Bedingungen bis zu 20 Meter hoch werden. Die Murici Früchte sind klein, orange, rund und werden für den hervorragenden Geschmack des Fruchtfleisches geschätzt. Sie bieten auf Grund ihrer ernährungsphysiologischen Eigenschaften und gastronomischen Möglichkeiten ein enormes Potenzial, denn Murici ist reich an Ballaststoffen, Kalzium, Phosphor, Eisen, den Vitaminen C, B1 und B2 sowie Niacin.
Die Früchte werden frisch vom Baum verkauft, aber auch in Form von Säften, Likören, Gelees, Süßigkeiten verarbeitet. Die Murici hat zudem auch medizinische Eigenschaften und gilt als entzündungshemmend und antibakteriell.

Sehen, Riechen, Schmecken – Geschmackserlebnisse in Brasilien

Der Besuch des Cerrado, der Savannenlandschaft im Herzen Brasiliens und nach dem Amazonas zweitgrößten Biom Lateinamerikas, steht bisher nicht auf der Liste der klassischen Wunschziele bei einem Brasilien Urlaub. Auch die Produkte des Waldes und die exotischen Früchte des Cerrado sind bisher kaum bekannt, da sie meist weder kommerziell angebaut, noch industriell verarbeitet werden.
Die kulinarischen Kuriositäten können Brasilien Reisende am einfachsten bei Überlandreisen im Landesinneren der Bundesstaaten São Paulo, Minas Gerais, Mato Grosso, Goiás, Tocantins und Bahia finden. Die Früchte werden an Straßenständen und auf den Märkten der Kleinstädte frisch vom Baum oder als Marmelade verkauft. In den Restaurants und Snackbars stehen die Früchte selten auf der Karte, da sie meist nur saisonal verfügbar sind.

Quelle: Árvores Brasileiras (3 Bände) von Harri Lorenzi

Quelle: Aventura do Brasil