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Feste in Brasilien – Das Sairé in Alter do Chão

01.11.2021
Tanzgruppe Saire Fest Alter do Chao

Das Amazonasgebiet rund um den Fluss Tapajós im Bundesstaat Pará lockt Brasilien Reisende mit ursprünglicher Natur, dichtem Regenwald und scheinbar unendlichen weißen Sandstränden. Im September ist diese idyllische Ruhe für einige Tage vorbei, und es wird bunt und laut das Sairé in Alter do Chão gefeiert. Wer auf einer Brasilien Reise ein kulturelles Highlight erleben möchte und sich nicht vor ausschweifenden Feierlichkeiten scheut, ist hier genau richtig.
Das Fest über vier Tage ist ein wahrer Mix der Kulturen, voller Symbolik und Einflüsse der portugiesischen und indigenen Traditionen. Indigene Tänze und Zeremonien, Prozessionen der katholischen Kirche und Carimbó Tanzwettbewerbe reihen sich aneinander. Der Dorfplatz verwandelt sich in ein Festivalgelände. Reihenweise werden Verkaufsstände aus Palmwedeln aufgestellt, wo Kunsthandwerk und traditionelle Speisen wie Tacacá und Vatapá angeboten werden.
Dreh- und Angelpunkt des Sairé ist die große Tanzarena, in der ein Wettkampf zwischen der Tanzgruppe des rosafarbenen und des grauen Delfines ausgetragen wird. Tausende Zuschauer verfolgen dabei auf den Tribünen das Ereignis über Stunden und feuern die Tänzer und Darsteller an, die mit riesigen Aufbauten, Bühnenkulissen und Lichteffekten die Legende des Flussdelfines aufführen.

Europäische und indigene Ursprünge des Sairé – Mix der Kulturen

Es ist anzunehmen, dass das Fest bereits über 300 Jahre alt und auf Missionare der Jesuiten zurückzuführen ist. Die Ziele der Missionare waren damals die Akkulturation, also die Angleichung der indigenen Bevölkerung an die kulturellen Werte Europas, und die Einführung der katholischen Religion. Bei dem Sairé Fest handelte sich lediglich um eine Prozession, die in mehreren Städten im Amazonasgebiet abgehalten wurde. Am Ende der Prozession fanden Gebete und ein festliches Abendessen statt. Nach und nach wurden einige Zeremonien der indigenen Bevölkerung übernommen, um das Fest verständlicher und nachvollziehbarer zu machen.
Heute ist das Sairé ein Mix aus Folklore, indigenen Traditionen und katholischen Prozessionen, aber vor allem eine Zusammenkunft der Bewohner der umliegenden Dorfgemeinschaften und der indigenen Stämme, wie beispielsweise den Boari und den Munduruku.
Das Symbol des Sairé ist ein Halbkreis aus gedrehten Ranken, umgeben von Baumwolle, Blumen, bunten Bändern und religiösen Motiven, das an ein portugiesisches Wappen erinnert. Die Fahne wird von einer Frau namens Sairapora getragen und an den Tagen des Sairé am Hauptstrand von Alter do Chão aufgestellt.

Vier Tage Spektakel, Tanz, Rituale und Traditionen

Das Sairé Fest beginnt donnerstags und wird mit Feierlichkeiten und folkloristischen Tänzen zelebriert, die typische Amazonaslegenden aufleben lassen. Dabei nimmt die Geschichte des Süßwasserdelfines, der sich in einen schönen Mann verwandelt, Frauen verführt und schwängert, eine zentrale Rolle ein. Am letzten Tag gibt es das „Fegen des Festes“, den „Marabaixo“, die „Quebra-Macaxeira“, den Abbau der geschmückten Festmasten, und die „Cecuiara“, ein sogenanntes Verbrüderungsessen unter den Einwohnern.
Das Sairé zieht jedes Jahr tausende Besucher an und ist daher natürlich ökonomisch sehr wichtig für die Region. Pará gilt als der ärmste Bundesstaat Brasiliens. Die Menschen leben von einem sehr geringen Einkommen und haben kaum Möglichkeiten, ihre Einkünfte zu steigern. Der Tourismus bietet daher viele Chancen, da es abgesehen von der beeindruckenden Natur nicht an kulturellen Sehenswürdigkeiten mangelt. Dazu gehören unter anderem das historische Zentrum und die traditionellen Märkte in Santarém und die Felsenmalereien im nahe gelegenen Staatspark von Monte Alegre.

Einer der Höhepunkte des Sairé ist der Wettbewerb, bei dem es um den Streit zwischen den rosafarbenen und den grauen Delfinen geht. Die Legende der Delfine dreht sich um die Verführung, den Tod und die Wiederauferstehung der Figuren der Prinzessin Cunhantã-iborari, der Königin der Sairé, des Tuxaua, des Schamanen und der Fischer. Der Legende nach verwandelt sich nachts der Delfin, steigt als junger Mann aus dem Fluss und verführt die Tochter des Tuxaua, die daraufhin schwanger wird. Aus Zorn gibt der Tuxaua den Befehl, den Delfinmann zu töten, woraufhin jedoch der Zorn der bösen Geister über ihn hereinbricht. Auf die Bitte des Tuxaua hin erweckt dann der Schamane den Delfin wieder zum Leben.
Das „Fest des Boto, wie die Flussdelfine auf Portugiesisch heißen, wurde erst in den 1970er Jahren in das Sairé integriert und erinnert an das „Fest der Ochsen“ in Parintins im Bundesstaat Amazonas.

Das Sairé am Tapajós erleben – Reise in die Karibik Amazoniens

Der Austragungsort des Sairé liegt etwa 30 Kilometer von Santarém entfernt im kleinen Fischerdorf Alter do Chão. Hier liegt das Mündungsgebiet des Tapajós‘ in den Amazonas. Das klare Wasser des Tapajós‘, die Sandstrände und insbesondere der anliegende Nationalwald FLONA, Floresta Nacional do Tapajós, der eine der größten Biodiversitäten des Amazonasgebietes und beeindruckende Baumriesen der Mata Terra Firme beherbergt, machen Alter do Chão zu einem ganz besonderen Reiseziel in Brasilien, nicht nur zum Sairé. Auf Grund des seichten Wassers und des weißen Sandes hat der Ort den Beinamen „Karibik Amazoniens“ erhalten.
In einem Brasilien Urlaub können Reisende den Besuch dieser eindrucksvollen Gegend zum Beispiel mit einer Reise entlang des Amazonas‘ von Belém nach Manaus verbinden. Santarém ist zudem über Direktflüge ab Fortaleza, Belém, Manaus oder Brasília gut zu erreichen.

Quellen: www.gov.br, www.wikipedia.org

Quelle: Aventura do Brasil