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Mehr als der Amazonas – Die größten Flüsse Brasiliens

05.07.2021
Mündung Rio Sao Francisco in Sergipe

Brasilien gilt als das wasserreichste Land der Welt und ist von riesigen Flüssen durchzogen. Wer dabei nur an den Amazonas denkt, wird bei einem Blick auf die Landkarte oder spätestens bei einer Brasilien Reise weitere enorme Ströme entdecken. Denn diese Lebensadern der Natur liegen nicht nur im Amazonasgebiet, sondern fließen ausgehend von den Quellgebieten des zentralen Hochlandes in alle Landesteile und über die Landesgrenzen hinaus.
Brasilien ist hydrografisch in 12 Wassereinzugsgebiete unterteilt. Die flächenmäßig größten sind dabei die Becken der Flüsse Amazonas, Paraná, Tocantins-Araguaia, Paraguai und São Francisco.
Brasiliens Flüsse sind wichtige Handelswege, bieten Lebensraum für viele Menschen und Tiere, verbinden die verschiedenen Biome und Landschaften und bilden die Grundlage für die imposante Natur, die Brasilien Reisende begeistert.
Die Verbindung der Menschen zu den Flüssen ist kulturell tief verwurzelt. Auf die Frage „Woher kommst du?“ antworten bis heute viele Indigene mit dem Namen des Flusses, an dem sie geboren sind, und nicht mit der geografischen Bezeichnung oder einem Ortsnamen.

Der Amazonas – Von den Anden bis in den Atlantik

Der Amazonas ist weltweit bekannt für die unglaubliche Menge an Süßwasser, die er mit sich führt. Laut der Nationalen Wasserbehörde Brasiliens könnte seine Wasserproduktion 74 Prozent des gesamten Bedarfs des Landes decken. Der an Wassermenge größte Fluss der Welt entspringt in den Bergen der Anden und fließt bei Leticia, einer kleinen Grenzstadt im Dreiländereck von Brasilien, Peru und Kolumbien, nach Brasilien. Auf seinem Weg von West nach Ost passiert er dabei die Bundesstaaten Acre, Amazonas, Roraima, Rondônia, Mato Grosso, Pará und Amapá und erreicht nach knapp 7.000 Kilometern den Atlantik. Die größten Zuflüsse des Amazonas in Brasilien sind der Rio Negro, der Rio Madeira, der Rio Tapajós und der Rio Xingu.
Der gigantische Strom fließt durch einen der größten tropischen Wälder der Welt, den Amazonas Regenwald. Die Flora des Amazonasgebietes weist eine hohe Artenvielfalt auf und mit mehr als 1,5 Millionen katalogisierten Pflanzenarten die größte Biodiversität des Planeten.
Sedimente und Nährstoffe des Amazonas werden weit in den Atlantik getragen und können als Verwirbelungen sogar vom Weltraum aus beobachtet werden. Der Fluss ist daher von großer globaler Bedeutung in Bezug auf das Klima und den Nährstofftransport in den Weltmeeren.

Rio Paraná – Ein internationaler Handelsweg im Südwesten

Der Rio Paraná ist der zweitgrößte Fluss Brasiliens und wird durch den Zusammenfluss des Rio Parnaíba und des Rio Grande gebildet, der selbst wiederum den ganzen Bundesstaat Minas Gerais im Westen des Landes durchquert. Außerdem fließen weitere große und für den Handel wichtige Flüsse hinzu, wie der Rio Tietê aus São Paulo, der auch als Hidrovia Tietê-Paraná und leider auf Grund seiner schlimmen Verschmutzung bekannt ist.
Auf seinem Weg durchquert der Rio Paraná neben Brasilien auch Paraguay, Uruguay und Argentinien und fließt am Ende der fast 4.000 Kilometer im Mündungsdelta namens Rio da Prata in den Atlantik.

Rio Madeira – Dschungelfluss von Bolivien nach Brasilien

Der Rio Madeira entspringt als Rio Beni in den Anden von Bolivien. Er verläuft von den Anden in Richtung Norden, vereinigt sich mit dem Rio Mamoré-Guaporé und wird im Flachland des Amazonasbeckens zum Rio Madeira, der die Grenze zwischen Brasilien und Bolivien markiert.
Der „Holzfluss“, denn Madeira bedeutet Holz, hat seinen Namen von dem vielen Schwemmholz erhalten, das er mit sich führt. Wenn sein Pegel in der Regenzeit ansteigt und große Teile der riesigen Waldebene überflutet, werden Baumstämme und Holzreste mitgerissen. Von den Anden bis in die Mündung in den Amazonas fließt der Rio Madeira über 3.240 Kilometer durch tropischen Regenwald. Er wird in der Regenzeit bis zu 10 Kilometer breit und ist daher grundlegend für den Transport von Sedimenten und Nährstoffen in diesem Teil des Amazonas Regenwaldes.
Im Gebiet des Rio Madeira leben bis heute hauptsächlich indigene Bewohner und unter ihnen noch isolierte und unkontaktierte Völker.
Leider weist der Bundestaat Rondônia, durch dessen Norden der Rio Madeira fließt, eine der höchsten Abholzungsraten des Amazonas Regenwaldes auf. Daher kommt es vermehrt zu Landkonflikten und Bedrohungen der indigenen Reservate. Abgesehen von der Erschließung durch die Agrarindustrie und die damit verbundene Brandrodung und den Einsatz von Pestiziden sind der Rio Madeira und die Lebensqualität seiner Anwohner durch Großprojekte der Wasserkraftwerke bedroht.
Obwohl die Staudämme Santo Antônio und Jirau, als die beiden größten Projekte des wirtschaftlichen Wachstumsprogrammes der Region gelten, hat die brasilianische Bundesregierung erst 2011 Maßnahmen ergriffen, um zu versuchen, die isoliert lebenden Indigenen zu schützen.

Rio São Francisco – Wichtigster Fluss im Nordosten Brasiliens

Der als Velho Chico bekannte Rio São Francisco entspringt in der Serra da Canastra in Minas Gerais und durchschneidet mit seinen über 3.000 Kilometern Länge die gesamte Nordostregion Brasiliens.
Traditionell wurde die Region des Rio São Francisco von der ethnischen Gruppe der Xacriabá bewohnt. Die meisten Siedlungen der indigenen Ureinwohner befanden sich im Mündungsdelta an der Atlantikküste an der heutigen Grenze der Bundestaaten Sergipe und Alagoas. Nach Ankunft der Europäer im Jahre 1501 wurden die Bewohner verdrängt, die sich in das Hinterland zurückziehen mussten. Der dortige Caatinga-Wald galt für die Eindringlinge lange als gefährliches Gebiet, denn undurchdringliche Buschlandschaften und die indigenen Stämme hinderten die Europäer daran, in das Land einzudringen.
Der Rio São Francisco hat eine enorme wirtschaftliche, soziale und kulturelle Bedeutung für die Region, denn sein Wasser dient der Versorgung und Energieversorgung eines Großteils der umliegenden Bevölkerung, sowie dem Transport und den Verbindungswegen zwischen den Städten.
Trotz seiner großen Bedeutung für die mehr als 16 Millionen Menschen, die in seinem Wassereinzugsgebiet leben, ist der Rio São Francisco heute leider in einem kritischen Zustand. Verschlammung in einigen Abschnitten, Verschmutzung und Abholzung von Uferwäldern, die die Quellen, Flüsse und Seen schützen, gefährden den Fluss.
Es gibt jedoch gute Aussichten für den Rio São Francisco, da die Region auf staatlicher Ebene gefördert und so zum größten Produzenten tropischer Früchte in Brasilien wurde. Außerdem ist sie eine der wenigen Regionen der Welt, in denen zweimal pro Jahr Trauben geerntet werden können, so dass das Tal sich zur Weinregion Brasiliens etabliert hat.
Auf Grund dieser Entwicklung erhält das Vale do São Francisco zunehmend besondere Aufmerksamkeit beim Thema Natur- und Wasserschutz.

Rio Tocantins – Vom Cerrado bis nach Maranhão und Pará

Die höchst gelegenen Quellen des Rio Tocantins entspringen in der bergigen Region Chapada dos Veadeiros im Bundesstaat Goiás. Die Wasser fließen in nördlicher Richtung und passieren dabei den ganzen Bundesstaat Tocantins. Kurz vor Marabá im Bundesstaat Pará vereinigt sich der Rio Tocantins mit einem weiteren mächtigen Strom, dem Rio Araguaia. Dieser entspringt ebenfalls im Cerrado nahe des Nationalparks Das Emas und ist für seinen Fischreichtum bekannt.
Das Tocantins-Araguaia Flussbecken ist mit einer Fläche von 967.059 Quadratkilometern das größte Wassereinzugsgebiet, das ausschließlich auf brasilianischem Gebiet liegt. Diese Menge entspricht 10,8 Prozent der gesamten Fläche des Landes.
409 Gemeinden liegen im Gebiet des Rio Tocantins. Darunter sind Belém, Marabá und Ananindeua in Pará, Imperatriz im westlichen Maranhão, sowie Palmas und Araguaína im Bundesstaat Tocantins.
Der Großteil der Bevölkerung entlang der Ufer des Tocantins lebt städtisch und konzentriert sich vor allem auf die Metropolregion der Hauptstadt Parás. Außerhalb sind die weiten Flächen nur sehr dünn besiedelt.
Wirtschaftlich ist der Rio Tocantins von grundlegender Bedeutung für die Region, die fast ihre gesamte Elektrizität über die Wasserkraftwerke entlang des Flusses bezieht. Aber auch der Tourismus gewinnt an Bedeutung, nicht zuletzt durch die Erschließung des Staatsparkes Jalapão, einem der beeindruckendsten Naturwunder Brasiliens.

Die Vielfalt entlang von Brasiliens Flüssen – Wasserfälle, Strände, Wein und Tierbeobachtung

Eines der beeindruckendsten Erlebnisse bei einem Brasilien Urlaub sind die Wasserfälle bei Foz do Iguaçu. Hier stürzen die Wassermassen des Rio Paraná in über 275 Wasserfällen auf einer Breite von 3 Kilometern in die Tiefebene. Entlang der Panoramawege und Wanderwege können Besucher dieses Naturwunder erleben. Die umliegenden Nationalparks auf brasilianischer und argentinischer Seite des Flusses gehören zu den beliebtesten Zielen auf einer Südamerikareise.

Wer eine Flussreise mit dem Schiff in Brasilien machen möchte, ist auf dem Amazonas genau richtig. Sei es abenteuerlich in der Hängematte, auf einer privaten Schiffsexpedition oder bei einer komfortablen Kreuzfahrt, Reisende können den Amazonas und seine Seitenflüsse hautnah in all seinen Facetten erleben.

Auch das unter Fotografen zur Tierbeobachtung berühmte Pantanal ist eine Flussdestination. Denn die Wasser des Rio Paraguay verzweigen sich neben dem Hauptfluss in zahllose Seitenarme, Zuflüsse und Seenlandschaften, die das Pantanal zu einem der größten Binnenlandfeuchtgebiete der Welt machen. Menschen aus der ganzen Welt kommen, um vom Schiff oder Motorboot aus Jaguare, Affen und Kaimane in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen.

Ein Reiseziel am Fluss ist jedoch nicht nur mit Abenteuer und Wasserfällen verbunden. Beispielsweise die weißen Sandstrände und das klare Wasser des Rio Tapajós laden zum Strandurlaub ein. Der kleine Ort Alter do Chão in der Nähe von Santarém wird daher auch „Karibik Amazoniens" genannt.

Auch kulinarisch hat eine Flussreise viel zu bieten. Frischen Fisch und exotische Früchte, aber auch leckeren Wein. Denn im Tal des Rio São Francisco liegt eine der besten Weinregionen des Landes.


Quelle: www.gov.br

Quelle: Aventura do Brasil